Abgas-Selbstanzeigen bergen hohes Risiko für Daimler und VW
Daimler und Volkswagen hatten schon frohlockt, sich mit ihren Selbstanzeigen zu Branchenabsprachen über unzulässige Techniken zur Emissionsreduzierung bei der EU als Kronzeugen billig aus der Affäre ziehen zu können.

Dabei ist Europa möglicherweise nur ein Kriegsschauplatz für die am Pranger stehenden deutschen Hersteller Daimler, BMW und Volkswagen mit seinen Untermarken VW-Pkw, Porsche und Audi. In China und den USA drohen nach unseren Informationen milliardenschwere Sammelklagen, so genannte Class Actions. Diesen könnten Daimler und Volkswagen kaum etwas entgegensetzen, haben sie die Vergehen ja bereits zugegeben. Was ursprünglich als cleverer juristischer Schachzug der mit allen Wassern gewaschenen Konzerne in Stuttgart und Wolfsburg galt, würde am Ende böse nach hinten losgehen. BMW dagegen wäre vielleicht juristisch doch nicht ganz so unbedarft, wie es die Konkurrenz zuletzt gerne dargestellt hat.
Im Fokus der EU-Ermittlungen stehen Absprachen etwa über die Entwicklung von Katalysatoren und die Größe von Tanks für Harnstoff, mit dem Dieselabgase gereinigt werden. BMW, dem als einzigem aus dem Hersteller-Trio bisher kein Diesel-Betrug nachgewiesen wurde, steht auf dem Standpunkt, dass es nur darum gegangen sei, Branchenstandards für eine neue Technologie festzulegen. Selber haben die Münchener danach auf ein anderes und aufwendigeres System gesetzt als Daimler und Volkswagen, das, anders als bei der Konkurrenz, zudem auch noch im kalten deutschen Klima funktioniert. Dennoch droht BMW nun eine massive Kartellstrafe der EU. Die Rückstellung von 1 Mrd. Euro verhagelte Vormann Harald Krüger gerade das Q1. Gegen die EU-Vorwürfe will sich BMW wehren, muss das erwartete Bußgeld, das noch deutlich über 1 Mrd. Euro liegen kann, im Zweifel aber erst einmal bezahlen. Für Kläger in China oder den USA mit seiner auf hohe Schadenersatzsummen fokussierten Anwaltsindustrie wäre BMW aber kaum zu knacken. Anders Daimler und Volkswagen.