Am Rohstoff-Chaos ist die Pandemie nicht allein schuld
Nicht nur die Aktienmärkte sind zuletzt vor großen Zukunftssorgen in die Knie gegangen. Die konjunkturelle Unsicherheit war auch auf dem Energiesektor sowie bei den Edelmetallen zu spüren. Während die Preise etwa für Öl, Gas, Silber, Platin und Palladium auf dem Rückmarsch sind, geht es bei den Industriemetallen immer weiter nach oben.
So wies bspw. der globale Nickelmarkt nach jüngsten Angaben der International Nickel Study Group (INSG) in den ersten zehn Monaten des Jahres ein Angebotsdefizit von über 165 000 Tonnen auf. Auf der anderen Seite bringen Rohstoffengpässe und steigende Preise bereits vielerorts die Produktion ins Stocken. In Zukunft dürften zur Neige gehende Rohstoffe das Problem noch verstärken, wenn Politik und Wirtschaft nicht gegensteuern.
Die Rohstoffe für die Produktion von Elektroauto-Akkus dürften lt. einer Studie des IW-Instituts in den nächsten elf Jahren knapp werden. Vor allem bei den wichtigen Rohstoffen Kobalt, Lithium und Graphit sei die Versorgung „hochriskant“, heißt es. Das IW warnt, dass die Versorgungssicherheit der Industrie mit mehr als 20 wichtigen Rohstoffen sehr kritisch ist. In der Wasserstoff-Herstellung könnte ein Mangel an Platin, Iridium und Nickel zu einem Engpass führen. Mit einem Mangel an Wasserstoff werde die Energiewende nicht gelingen, warnt Karl Lichtblau von IW-Consult.
Derweil richtet sich der Blick der Experten auf den Ölpreis. Am Dienstag erholte sich der Preis für die Nordseesorte Brent kräftig und stieg um über 3,5% auf 73,40 US-Dollar, nachdem der Preis auf Monatssicht um über 11% gefallen war. Beobachter gehen davon aus, dass der jüngste Preisauftrieb nur dem guten Finanzmarkt geschuldet ist. Auf mittlere Sicht scheint eher die Angst vor einer neuen Corona-Welle die Märkte zu lähmen. In den vergangenen gut zwei Jahren sah man nach solchen Angstphasen auch immer wieder schnell Beruhigungen, wenn man merkte, dass es doch nicht so schlimm kam wie gedacht. Aber derzeit regiert noch die Angst vor weltweit neuen Lockdowns und anderen Restriktionen, die wegen der Omikron-Variante des Coronavirus drohen könnte.