BASF – Spionagefall wirft Schatten auf wichtige China-Strategie
Mit einem Spionagefall in Taiwan ist der Chemieriese BASF ins neue Jahr gestartet. Der Verdacht: Ein aktueller und fünf ehemalige Mitarbeiter am Standort Kuanyin sollen sensible Informationen zu Produktion und Technologie an den chinesischen Konkurrenten Jianghua Micro verkauft haben.
Dieser wehrt den Klau von BASF-Geheimnissen, die Spekulationen zufolge einen Marktwert von rd. 100 Mio. Euro haben könnten, vehement ab. Und auch die Ludwigshafener halten sich nach außen sehr bedeckt, versichern nur, mit den Behörden vor Ort zu kooperieren. Der betroffene Mitarbeiter, offenbar ein ranghoher Manager, wurde freigestellt. Das Schweigen des Konzerns kommt nicht von Ungefähr, kann BASF schlechte Presse mit Blick auf die milliardenschwere China-Strategie des neuen CEO nicht gebrauchen.
Für sich genommen fällt das Störfeuer in Taiwan nicht groß ins Gewicht, macht das Geschäft doch nur einen Bruchteil des Konzernumsatzes (2017: 586 Mio. zu 64,5 Mrd. Euro) aus. Ideen, die aus Managerkreisen illegal nach China geschleust werden, rütteln dann aber schon an den Grundfesten, die im Speziellen Brudermüller zu zementieren versucht. Bereits seit Jahrzehnten unterhält der Chemiekoloss gute Beziehungen in die Volksrepublik. Das Führungspersonal der BASF verdient sich denn auch seine Sporen auf dem inzwischen größten Chemiemarkt der Welt. Mehr noch als seine Vorgänger lässt Martin Brudermüller diese Expertise aus der eigenen Bewährungszeit in Hong Kong in die Konzernpläne einfließen. Neben den bis zu zehn Mrd. US-Dollar, die er in den neuen Verbundstandort in Nanjing stecken will, treibt er zeitgleich den Ausbau am Standort in Zhanjing, dem Prunkstück des deutschen Fernost-Pioniers, voran.
Unter Brudermüller liegt das Wachstum der Zukunft klar im Reich der Mitte. Einer möglichst abgeschirmten Aufarbeitung der Geschehnisse in Fernost zuliebe, wird sich der Vorstandschef denn auch auf der Forschungs-PK an diesem Donnerstag (10.1.) in Ludwigshafen kaum zu konkreten Aussagen über den Fall hinreißen lassen. Zumal BASF seit der Gewinnwarnung im Dezember ohnehin bei Anlegern nicht hoch im Kurs steht.