BASF – Wolken über Ludwigshafen
Wer das Verbundwerk am BASF-Heimatstandort Ludwigshafen durchquert, braucht eine Weile. Dass das lt. Konzern „größte zusammenhängende Chemieareal der Welt“ ausgerechnet an diesem Fleck steht, bringt allerdings seine eigenen Schwierigkeiten mit sich, erklärte Vorstandschef Martin Brudermüller auf der Jahres-PK ein ums andere Mal. „Wir verlieren hier Schuhe und Strümpf“, klagte der Schwabe über das lahmende Deutschland- und Europageschäft; über Net-Zero und andere Zukunftsaufgaben zu reden, sei ja gut und schön, man tue ja auch viel, aber irgendwo müsse man auch das Geld für die nötigen Investitionen verdienen.
In Europa tut sich BASF damit gerade eher schwer. Die Chemieproduktion insgesamt ist rückläufig (2022 -5,8%, Q4 -15,7%) und in Deutschland machte man im H2 rd. 500 Mio. Euro EBIT-Verlust. Darum treffen die Einschnitte des gerade verkündeten Sparprogramms ganz besonders Ludwigshafen. Dort fallen bald reichlich Arbeitsplätze, eine der beiden Ammoniakanlagen und eine recht neue, aber problembehaftete Anlage für Kunststoffvorprodukte weg, erklärte Technologievorständin Melanie Maas-Brunner. Ab 2024 will BASF so 500 Mio. Euro jährlich sparen, ab 2026 sogar 700 Mio. Damit allerdings beschäftigen sich dann die Nachfolger von Brudermüller, der zur HV 2024 abtritt, und CFO Hans-Ulrich Engel, der kurz vor dem Ruhestand steht.
Den in der Presse als eine Art kulturelle Säuberung gehandelten Abgang der Vorständin Saori Dubourg, die zeitweise als Brudermüller-Nachfolgekandidatin galt, erwähnte der CEO mit keiner Silbe. Die nicht nur von Dubourg kritisierten Investitionen in China – allein das neue Verbundwerk in Zhanjiang wird bis 2030 rd. 10 Mrd. Euro kosten – verteidigte er dafür vehement. Seit 2018 die Entscheidung für den Bau gefallen sei, habe man bereits viel investiert und könne nun kaum zurück; die Risiken seien klar, allerdings investiere man in Deutschland mit 2 Mrd. Euro pro Jahr deutlich mehr.
Eine ähnliche Argumentation hatte kräftig dazu beigetragen, dass das Russlandgeschäft von Wintershall Dea nun mit 6,3 Mrd. Euro abgeschrieben werden musste und auch das Konzernergebnis 2022 ins Negative (629 Mio. Minus) drückte. Brudermüller allerdings focht das nicht an. Wenn 50% des Chemie-Weltmarkts in China spielten und BASF dort 13% seines Geschäfts mache, „dann sind wir dort nicht zu groß, sondern zu klein.“ np