Rentenpolitik

BAV-Experten mit klarem Appell an die „Sondierer“ in Berlin

Wenig überraschend, aber mit einer klaren Handlungsempfehlung an die Politik haben sich Unternehmensverantwortliche für eine Reduzierung der Komplexität bei den Betriebsrenten bzw. der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) ausgesprochen.

In Deutschland sind Unternehmen dazu verpflichtet, eine bAV anzubieten.
In Deutschland sind Unternehmen dazu verpflichtet, eine bAV anzubieten. © CC0

44% der rd. 360 Befragten im Rahmen der jährlichen bAV-Konferenz von Willis Towers Watson (WTW) am vergangenen Mittwoch (29.9.) votierten dafür. Auf neue Staatsfondsmodelle setzten in der Umfrage hingegen nur 8%. Zwar laufen nach der Bundestagswahl derzeit erst die Sondierungsgespräche, doch spätestens in den Koalitionsverhandlungen sollte die Botschaft der bAV-Experten, die schon der GroKo bekannt war, angekommen sein und diskutiert werden.

Damit die bAV weiter wachsen kann, müssten aus Sicht von Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei WTW, zwei Voraussetzungen erfüllt sein: 1. ein stabiler und nicht zu komplexer rechtlicher Rahmen; 2. Raum für unternehmerische Freiheit. Die „besten Lösungen entstehen im Wettbewerb und nicht durch zentrale Vorgaben“, ist Conrads überzeugt. Die Komplexität des bAV-Vorsorgemodells ist nicht das alleinige Problem.
Weitere Baustellen sind etwa der überhöhte steuerliche Rechnungszins und die Doppelverbeitragung von Betriebsrenten. „Hier ist schon viel zu lange nichts passiert“, kritisiert Conrads.

Die langanhaltende Niedrigzinsphase erzwingt ein Umdenken im Vorsorgesparen. Klassische Sparbuchmodelle funktionieren nicht mehr. „Eine Beteiligung am Produktivvermögen ist unerlässlich für eine nachhaltige Altersvorsorge. Die bAV kann hier gute Strukturen anbieten und Türen öffnen“, ergänzt die bAV-Expertin. Diesem Grundgedanken folgen auch die reine Beitragszusage sowie neue bAV-Versicherungsprodukte. Beide eröffnen durch den Wegfall sowie die Verminderung von Garantien höhere Renditechancen.

Die bAV ist allerdings nicht das einzige Sorgenkind des deutschen Rentensystems. Auch bei der privaten Vorsorge steht die neue Bundesregierung vor einem Strategieschwenk.

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