Chemie

Bayer – Baumanns verzweifelter Kampf gegen Gerüchte

Er kauft und kauft und kauft. Erst letzte Woche haben Werner Baumann und seine Ehefrau wieder 2,4 Mio. Euro für Bayer-Aktien ausgegeben. So viel, wie in der gesamten Zeit seit seiner Ernennung zum Bayer-Chef im Mai 2016. Nur wenige DAX-CEOs dürften bei ihrem Arbeitgeber finanziell stärker engagiert sein als Baumann.

In den letzten Jahren war das wegen der aus dem Ruder gelaufenen Monsanto-Übernahme 2018 aber weder für Baumann, bei dem es dem Vernehmen nach um einen Gutteil seines liquiden Vermögens gehen soll, noch für andere Bayer-Aktionäre ein guter Deal. Baumann bekräftigt mit den Käufen allerdings durchaus öffentlichkeitswirksam seinen Glauben daran, dass Bayer zurück in die Spur findet. Er stemmt sich damit auch gegen Gerüchte, dass er selber trotz eines gerade (nur um drei Jahre) verlängerten Vertrages amtsmüde sei bzw. dass sein neuer, bekannt kapitalmarktaffiner Oberaufseher Norbert Winkeljohann (Ex-PwC) bereits mit großen Investoren über eine Aufspaltung der im Wert seit 2018 halbierten Industrieikone spricht.

Ob eine Aufspaltung von Bayer tatsächlich Wert schaffen würde, ist umstritten. Ab 2024 droht das Ende des Patentschutzes für Xarelto. Auch wenn es evt. noch eine sechsmonatige Verlängerung gibt, wird das wichtigste Medikament der Pharmasparte, das alleine rd. 10% zum Konzernumsatz beisteuert, ab dann von Generika-Herstellern ins Visier genommen. Pharma wird bis zur Marktreife eines neuen Blockbusters in den nächsten Jahren trotz gerade erfolgter Akquisition von Gentechnik-Know-how und Spitzenpersonal denn auch vor allem mit steigenden Entwicklungskosten glänzen.

Gut läuft es nur bei Consumer Health. Das Agrargeschäft als dritte Sparte ist ein Turnaround-Kandidat. Wenn die mit Monsanto eingekauften Rechtsstreitigkeiten, die sich auf bald 13 Mrd. US-Dollar summieren, eines Tages abgeschlossen sind und gleichzeitig der unter wachsendem Druck stehende Agrar-Chef Liam Conden die Performance der übrigen Geschäfte wieder verbessert, sollte auch der Kurs der Bayer-Aktie wieder anziehen. Trotz zahlreicher Unsicherheiten spricht einiges dafür, dass der Wendepunkt nicht mehr weit ist. Kurz vor dem Ziel die Nerven zu verlieren, wäre so wenig professionell wie der Kauf von Monsanto.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse