Boateng und der Rassismus – Erfolg und Geld entscheiden
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„Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben."" Mit diesem Zitat über den Fußball-Nationalspieler Jérôme Boateng hat der frühere Leiter der hessischen Staatskanzlei (unter Walter Wallmann) und heutige AfD-Vize Alexander Gauland bundesweite Entrüstung ausgelöst. Führende Politiker bekannten sich zu Boateng und über Nacht eingeholte Umfragen, wonach sich sogar 97% aller Ostdeutschen und 88% aller AfD-Wähler einen Boateng als Nachbarn wünschen würden, sollten jede Vermutung eines in Deutschland existierenden Rassismus im Keim ersticken. Boateng hat eine deutsche Mutter und einen ghanaischen Vater. Das ist aber nur ein kleiner Teil seines persönlichen Steckbriefes. Ins Rampenlicht der deutschen Öffentlichkeit ist Boateng nicht deshalb gerückt. Entscheidend für seine Beliebtheit und seinen Prominentenstatus sind seine Erfolge im Fußball. So stand der FC Bayern-Spieler bereits in der deutschen Sieger-Elf der WM 2014 und ist auch für die heute in Frankreich beginnende EM nominiert. Mit seinem Jahresgehalt von neun Mio. Euro, das ihm sein Club überweist, gehört er mit den Vorstandschefs von DAX- und MDAX-Unternehmen zum kleinen Kreis der am besten verdienenden Deutschen. Erfolgreicher Fußballer, Multi-Millionär und Promi-Status – jeder Bewohner in München-Bogenhausen, Frankfurt-Westend, Hamburg-Harvestehude oder Berlin-Grunewald fühlte sich geehrt, wenn sich ein Boateng in direkter Nachbarschaft ansiedeln würde. Wäre Boateng ein armer Schlucker, hätte er keine Chance. Dies gilt übrigens nicht nur für die Villen-Viertel, auch für Arme-Leute-Gegenden. Denn die Linke unterliegt einem Irrglauben, wenn sie meint, dass Menschen aus prekären Milieus auf völkerübergreifende Solidarität besonderen Wert legen würden. Das ist übrigens nicht nur in Deutschland so. Auch in den USA, einem Land, das mit existierendem Rassismus viel eher in Verbindung gebracht wird als Deutschland, adeln Geld und Erfolg und lassen die Hautfarbe vergessen. Schließlich schaffte es mit Barack Obama sogar einer von ihnen auf den Präsidentenstuhl und farbige Hollywood-Größen kennen kein Nachbarschaftsproblem. Von diesem Sonderstatus können die vielen Schwarzen am Rande der Gesellschaft nur träumen.
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