Chinesischer Auto-Konzern Geely denkt über Russland-Rückzug nach
Als erster chinesischer Autohersteller erwägt Geely einen Ausstieg aus seinem Russland-Geschäft, wie der Konzern der „FT“ bestätigt. Für das Geely-Werk in Belarus, das vorwiegend für den Export nach Russland produziert, wurde bereits ein Produktionsstopp verhängt. Das Werk litt allerdings schon zuvor unter Materialmangel.
Branchenkenner hegen daher Zweifel, ob es die Chinesen mit ihren Rückzugsplänen wirklich ernst meinen. Denn nach dem Russland-Exodus der großen Autohersteller aus Europa, USA und Japan im Gefolge des Ukraine-Kriegs wittern die chinesischen Auto-Konzerne die Chance, den verwaisten russischen Markt für sich erobern zu können. Zuletzt gab auch der französische Autobauer Renault dem wachsenden Druck nach und kündigte seinen Rückzug aus Russland an. Renault ist der am stärksten in Russland vertretene westliche Autokonzern. Neben einer eigenen Fabrik in Moskau sind die Franzosen auch mit 69% an der Lada-Mutter AvtoVAZ beteiligt.
Tatsächlich will Geely die Reputationsrisiken seines Russland-Engagements gegen die Markt-Chancen nach dem Rückzug der westlichen Konkurrenz abwägen. Offensichtlich wollen die Chinesen damit erst einmal Zeit gewinnen und die weitere Entwicklung in Russland beobachten. Ausschlaggebend für die angekündigte Überprüfung der Geely-Präsenz in Russland könnte allerdings ein weiteres Motiv sein. Anders als die chinesischen Autobauer Great Wall oder Chery, ist Geely sehr viel anfälliger für mögliche westliche Sanktionen gegen chinesische Unternehmen, die die von den USA und der EU gegen Russland verhängten Strafmaßnahmen unterlaufen. So gehört Geely der schwedische Autobauer Volvo Cars, der sich bereits frühzeitig aus Russland verabschiedet hat, und ist auch am Lkw-Hersteller Volvo AB beteiligt. Zudem ist Geely mit 9,69% einer der größten Aktionäre von Mercedes-Benz. Diese Beteiligung ließe sich leicht von Brüssel unter Kuratel stellen.