Containerchaos – Tiefpunkt erreicht?

Corona war eine echte Herausforderung für die Branche, der Krieg in der Ukraine verschärft es noch. „Wir sind am Tiefpunkt und es wird lange brauchen, bis wir wieder raus sind“, fasste Containerschifffahrtsexperte Lars Jensen (Verpucci Maritime) jüngst die Lage in einem stark besetzten Panel zusammen. Seine Gesprächspartner waren Hapag-Chef Rolf Habben Jansen, Deutsche Post-Vorstand Tim Scharwart (DHL Forward Freight) sowie Gene Seroka, dessen Hafen in L.A. ein Nadelöhr auf den globalen Seerouten ist (Höchststand: 109 angestaute Schiffe, aktuell 44). Die dort am 12.5. fortzusetzenden Tarifgespräche mit den Dock-Arbeitern sollen deeskalieren. Der Arbeitskampf ist längst ein Politikum in Washington, erklärte Seroka und warnt vor drohenden Streiks.
Lösen lasse sich die verfahrene Lage auf den Meeren aber nur im Kollektiv, waren sich die Herren einig. Ihre Lehren aus den letzten zwei Jahren: 1. Es braucht mehr Puffer-Kapazitäten und Schiffe als Reserve; 2. bessere Kommunikation untereinander (Informationsaustausch) und mit den Kunden; 3. Zusammenarbeit aller Parteien nicht nur im Krisenfall; 4. Digitalisierung ist „key“, nach Phase 1 (Datensammlung/-austausch) muss aber auch Phase 2 (Datenverwertung) folgen, um Probleme vorherzusehen und zu vermeiden; 5. Lieferketten müssen resilienter werden; 6. Frachtraten werden nicht auf Vor-Covid-Niveau zurückgehen; 7. Cyberangriffe sind die größte Gefahr der Branche (seit dem Krieg in der Ukraine verdoppelt).
So bitter die Lektionen waren und noch fordernd sind, machten die Experten auch Mut. Die von McKinsey als Worst Case erst für Q1 2024 anvisierte Besserung hält Habben Jansen für zu pessimistisch. Es könne nicht weitergehen wie bisher, bekräftigt auch Post-Manager Schwarwath. Seroka sieht derweil das Schlimmste schon hinter seinem Hafen und den USA.