Deutsche Bahn – Warum der ICE im Norden nicht mehr Vorfahrt hat
Der ICE 672 von Frankfurt nach Hamburg Altona erreicht sein Ziel ausnahmsweise pünktlich. Die Einfahrt in den Kopfbahnhof wird jedoch verwehrt, weil zwei ausfahrende Regionalzüge, darunter auch unser Anschlusszug nach Sylt, erst passieren sollen. Verkehrte Welt bei der Chaos-Bahn: Der wegen seiner Vorfahrt mit Zuschlägen versehene ICE mutet es Gästen zumindest im hohen Norden immer häufiger zu, Regionalzügen den Vortritt zu gewähren. Anschlusszüge werden verpasst, Verspätungen nehmen weiter zu. Die Pünktlichkeit der Bahn ist in diesem Sommer auf ihrem Tiefpunkt angelangt.
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Das seltsame Manöver vor der Einfahrt in den Bahnhof von Altona, dem traditionellen Umsteigebahnhof für alle, die Sylt per Zug erreichen wollen, hat für die Bahn einen rein finanziellen Beweggrund. Zwischen Hamburg und Westerland kommt es immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen. Die Deutsche Bahn überweist wegen der Pannen bereits Millionen Euro an das Land. Verkehrsminister Bernd Buchholz drohte zuletzt sogar mit Vertragskündigungen. Damit nicht genug. Berufspendler können auf der so genannten Marschbahnstrecke zwischen Hamburg und Sylt mittlerweile hohe Unpünktlichkeits-Entschädigung beantragen.
Bleibt ein ICE unter der für eine Entschädigung relevanten Grenze von 30 Minuten Verspätung, wird dem Regionalzug Vorfahrt eingeräumt, damit dieser pünktlich ist und Zahlungen an das Land und die Berufspendler möglichst vermieden werden können. Trotz dieser Maßnahmen steigen die Strafzahlungen der Bahn weiter. Urlaubern mit dem Ziel Sylt bleibt oft nur noch das Flugzeug. Auch mit dem Pkw und dem Autozug wird die Anreise auf den überlasteten und z. T. maroden Gleisen immer schwerer.
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