Deutsche Börse – Weimers Strategie-Aufschlag sorgt für Irritationen
Steckt das Gremium doch mitten im Suchprozess für einen Nachfolger des Börsenchefs, der seinen Ende 2024 auslaufenden Vertrag nicht verlängern will. Die potenziellen Nachfolge-Kandidaten, insbesondere wenn es sich um externe handelt, dürften sich kaum darauf einlassen, eine Strategie umzusetzen, die noch vom Vorgänger stammt und den eigenen Handlungsspielraum limitiert. Das macht die Suche nach einem Weimer-Nachfolger für den Aufsichtsrat nicht gerade leichter.
Zudem wird es sich nur schwer vermeiden lassen, dass der künftige Vorstandschef an den von Weimer proklamierten Wachstumszielen für Umsatz und Ergebnis gemessen wird, selbst wenn er alsbald die Strategie seines Vorgängers kassieren sollte. In diesem Fall wäre der neue Börsenchef aber wohl genötigt, die Latte noch ein gutes Stück nach oben zu schrauben, um nicht als wenig ambitioniert zu gelten. Das scheint Weimer jedoch nicht zu bekümmern, der offensichtlich schon an seinem Vermächtnis arbeitet und mit der neuen Strategie signalisieren will, dass er auch in seinem letzten Amtsjahr keineswegs eine lame duck sein will.
Ursprünglich wollte Weimer seine Strategie bereits zur Jahresmitte verkünden, wie er auf der Bilanz-PK im Frühjahr ankündigte. Da war von seinem Abschied noch keine Rede, wohl aber von größeren Akquisitionen als zentralem Teil der neuen Strategie. Dann kam ihm aber ausgerechnet die mittlerweile abgeschlossene Simcorp-Übernahme dazwischen.
Weimer vertröstete auf den Herbst. Mit dem 3,9 Mrd. Euro schweren Zukauf, der zusammen mit den Daten- und Analytik-Töchtern Qontigo und ISS im neuen Segment Investment Management Solutions aufgehen soll, hat Weimer somit schon vorab geliefert. Auf seinen Nachfolger warten bei der Deutschen Börse denn auch große Schuhe. fm