Kanzleien intern

EY plant den großen Schnitt

In der Beraterwelt schlug die Nachricht der „Financial Times“ ein wie eine Bombe: EY überlegt konkret, das Beratungsgeschäft von der Wirtschaftsprüfung zu trennen und abzugeben, vielleicht per Börsengang, vielleicht an Private-Equity-Käufer.

Damit entstünde etwas, was es bisher so nicht gibt: ein weltweiter Beratungskonzern, der die volle Palette von der strategischen Unternehmensberatung bis in die kleinsten Verästelungen von Steuern, Recht und Technologie abdeckt und dabei nicht von den Interessenkonflikten eingeschränkt ist, die sich aus der Kombination mit den Wirtschaftsprüfern unvermeidlich ergeben.

Deutsche Anwälte, denen die Idee noch aus Enron-Zeiten bekannt vorkommt, sind sich nicht einig, was überwiegt: Chancen oder Risiken. „Für EY Tax und EY Law könnte das ein echter Befreiungsschlag werden“, meint ein Partner aus einer anderen Big-Four-Rechtsberatung. „Abgesehen von den Kosten eines solchen Umbaus – wer sagt denn, dass die Partnerschaft stabil bleibt?“, fragt ein anderer Anwalt, der die Welt der Big Four-assoziierten Rechtsberater vor Sarbanes-Oxley noch von innen kannte. „Und wer sagt denn, dass die Partner, die bleiben, auch diejenigen sind, die am meisten mit ihrem neu gewonnenen Freiraum anfangen können und wollen?“ EY selbst hält sich zu den Plänen bislang bedeckt.

Fraglich ist allerdings auch, wie frei die Big Four und ihre kleineren Pendants hier überhaupt noch agieren können. In Großbritannien ist die Diskussion über eine verpflichtende Trennung von Prüfung und Beratung weit fortgeschritten, in Deutschland wirft der Fall Wirecard große Schatten. Man darf also davon ausgehen, dass auch KPMG, PwC und Deloitte eine Aufspaltung regelmäßig als Option durchspielen. Wenn EY hier Nägel mit Köpfen macht, wären die anderen großen drei erst recht zum Handeln gezwungen.

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