Fielmann-Schreck Mister Spex macht Ernst

Jedoch nicht (nur) in den Online-Ausbau, sondern in ein Omnichannel-Geschäftsmodell, betonen die Berliner. Im Klartext dürfte das heißen, den stationären Handel zu stärken. Zwar ist Mister Spex grundlegend digital ausgerichtet, hat aber die Grenzen des eVertriebs von Brillen und Kontaktlinsen unlängst erkannt und eröffnet eigene Shops. Es ist ein kurioses Wettrennen, denn beide Konzerne investieren mit dem gleichen Ziel der Marktmacht in gegensätzliche Bereiche. Mister Spex (in drei Ländern aktiv) sieht die Vorteile im stationären Bereich – dort wo es Stores gibt, steige auch der Onlineabsatz – und eröffnete jüngst seine 42. Filiale. Der Filialist Fielmann setzt unter der Ägide des neuen CEO, Marc Fielmann, voll auf die Durchdringung der Onlinepotenziale. Beide Konzerne treiben die Transformation der Branche zum Hybrid voran.
Keine leichte Aufgabe, denn auch wenn sich die Vorzüge des eCommerce generell in den Kundenbedürfnissen widerspiegeln, lassen sich einige Abläufe (Sehtests, Anpassungen) nur schwer digitalisieren. Lt. Optikerverband ZVA fanden 89,3% aller Brillenkäufe trotz Corona 2020 stationär statt, nur 9% sind Multichannel-Bereichen zuzuordnen. Eben weil die Strukturen noch nicht ausgereift sind. Insgesamt ist das Branchenumfeld für einen Börsengang nicht schlecht. Der europäische Brillenmarkt ist gut 30 Mrd. Euro schwer und hat im Krisenjahr nur moderat gelitten (-13% Umsatz). Und Mister Spex darf zudem auf starke Unterstützung hoffen. Denn mit der offenbar geplatzten Übernahme der Apollo-Optik-Mutter Grandvision durch EssilorLuxotica hat das Brillen-Flaggschiff Mittel frei. Und die sollen Mister Spex zufließen. Für 50 Mio. Euro will Essilor Aktien zeichnen. Für die Berliner ein Win-win-win, schwächt der geplatzte Deal nicht nur Rivale Apollo, sondern treibt ihnen auch einen starken Partner in die Arme und erschüttert zusätzlich Fielmann, dessen Aktie nach Bekanntgabe der IPO-Pläne rd. 3% einbüßte.