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Glyphosat-Vergleich – Teurer Befreiungsschlag für Bayer

Von Euphorie war an der Börse am Tag nach dem eingetüteten Vergleich zwischen Bayer und den Glyphosat-Klägern nichts zu spüren. Die Bayer-Aktie büßte sogar leicht an Wert ein.

Laborarbeit
Laborarbeit © Bayer Healthcare AG

Mit bis zu 10,9 Mrd. US-Dollar (9,8 Mrd. Euro) kaufen sich die Leverkusener von den 125 000 in den USA eingereichten und nicht eingereichten Schadenersatzklagen bzgl. des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup frei. In einem Aufwasch räumte Bayer auch noch Produkthaftungsklagen wegen Verwehungen von Dicamba gegen Zahlung von bis zu 400 Mio. Dollar und den Verfahrenskomplex um mit PCB verseuchte Gewässer (820 Mio. Dollar) ab, die sich Bayer ebenfalls mit der Monsanto-Übernahme eingefangen hatte.

Zumindest finanziell hat Bayer das leidige Kapitel Glyphosat-Klagen damit endgültig vom Tisch, wie in Leverkusen beteuert wird, auch wenn ein Viertel der Klagen noch nicht abschließend beigelegt ist. Den in diesem und im kommenden Jahr erwarteten Mittelabfluss von jeweils 5 Mrd. Dollar will Bayer aus laufenden Einnahmen sowie dem Erlös aus dem Verkauf der Tiermedizin-Sparte, die für insgesamt 7,6 Mrd. Dollar an Elanco geht, finanzieren. Der Abbau des durch die 63 Mrd. Dollar schwere Monsanto-Akquisition aufgehäuften Schuldenbergs wird sich denn auch entsprechend verzögern. Mit dem Glyphosat-Vergleich erfüllt Vorstandschef Werner Baumann eine Forderung der wichtigsten Investoren, die nicht länger die auf dem Aktienkurs lastende Unsicherheit durch die Massenklagen hinnehmen wollten.

Jetzt muss Baumann allerdings beweisen, dass sich die Monsanto-Übernahme auch nach dem teuren Vergleich, der sich weitgehend im Rahmen der Markterwartungen bewegt, für Bayer noch rechnet. Die aus Sicht der Aktionäre wichtigste Botschaft, dass das erfolgreiche Geschäftsmodell von Monsanto von dem Vergleich unberührt bleibt, hat Baumann indes eher beiläufig mitgeteilt. Die Einigung ändere nichts an der Verfügbarkeit von Roundup-Produkten, stellten die Leverkusener klar. Monsanto wird den Landwirten also auch weiterhin den Unkrautvernichter Glyphosat im Bündel mit dem dazu passenden resistenten Saatgut anbieten.

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