Großes Stühlerücken bei Cewe
Cewe-Chef Christian Friege will nun doch nicht die Option ziehen, nach Ablauf seines Vertrags zum Jahresende als einfaches Mitglied im Vorstand des Fotobuch-Konzerns zu bleiben. Tatsächlich ist das Tischtuch zwischen Friege und Rolf Hollander, dem mächtigen Vorsitzenden des Stiftungskuratoriums, schon lange zerschnitten. Friege hatte sich dagegen gewehrt, dass Hollander ihm permanent ins Tagesgeschäft hineinregiert und das Ausscheiden seines langjährigen Amtsvorgängers aus dem Kuratorium betrieben. Hollander (71) erreicht zum Jahresende die satzungsmäßige Altersgrenze.
Daraufhin hatte Hollander im Frühjahr die Verlängerung von Frieges Vertrag, der Ende 2022 ausläuft, verhindert, obwohl sich Aufsichtsrat und Großaktionär für eine weitere Amtszeit des Vorstandschefs stark machten. Das wollte Alexander Neumüller, Erbe des Firmengründers Heinz Neumüller, nicht hinnehmen. Als Großaktionär und Destinatär der Neumüller Cewe Color Stiftung machte er von seinem Entsenderecht Gebrauch und berief Friege als einfaches Mitglied in den Cewe-Vorstand. Frieges Nachfolge an der Vorstandspitze soll zum 1.3. die bisherige Coty-Deutschlandchefin Yvonne Rostock werden.
Ausgestanden ist der Machtkampf damit noch keineswegs. Denn bei der Abstimmung um eine Verlängerung von Hollanders Amtszeit über die Altersgrenze hinaus votierten lediglich drei der fünf stimmberechtigten Kuratoriumsmitglieder für einen Verbleib des Kuratoriumschefs. Als Betroffener durfte Hollander an der Abstimmung nicht teilnehmen. Notwendig wäre jedoch eine Zweidrittelmehrheit gewesen. Der Cewe-Vorstand hat deshalb eine rechtliche Prüfung der Amtszeitverlängerung veranlasst, die noch andauert. Möglicherweise müssen die Gerichte entscheiden.
Zum Jahreswechsel endet zudem das Mandat von AR-Chef Otto Korte, der dann auch das Kuratorium verlassen wird. Korte gilt als Vertrauter der Neumüller-Erben. Neuer Oberaufseher soll interimistisch der ehemalige Cewe-Vorstand Frank Zweigle werden. Kortes Nachfolge im Kuratorium tritt auf Vorschlag der Familie die Oldenburger Anwältin Anke Röbke an. Die Mehrheitsverhältnisse im Kuratorium bleiben somit unverändert. Spannend bleibt indes, ob Hollander nach dem Rückzug Frieges weiterhin darauf pocht, sein Mandat als Kuratoriumschef zu verlängern.