Knorr-Bremse – Thiele kein Garant mehr für Stabilität

Die harsche Reaktion auf Thieles Vorstoß, der am Vorabend publik geworden war, zeigt, wie stark der Kapitalmarkt noch immer auf das Knorr-Urgestein schaut. Dass dieser peu à peu kleinere Abschnitte seines inzwischen unter 60 (vorher gut 65)% gesunkenen Anteils am Lkw- und Zugbremsenhersteller verkauft, nährt neue Zweifel an der von Thiele zum IPO 2018 zugesicherten Stabilität und Kontinuität. Schon im Juni hatte sich Thiele von 8 Mio. Aktien getrennt und damit 700 Mio. Euro eingesackt, diesmal sprang gar eine Milliarde Euro raus. Und Händler erwarten, dass der 79-jährige Unternehmerfuchs seinen Anteil insgesamt deutlich reduzieren werde. Angeblich um sein Aktienpaket an der Lufthansa, das mit dem Einstieg des Bundes beim Kranich von 15,5 auf 12,4% gesunken ist, aufzustocken, brodelt die Gerüchteküche.
Für die Knorr-Aktionäre ist Thieles Cash-Strategie derweil das nächste kleine Schlagloch auf einer bislang holprigen Börsen-Straße, die vor allem von Führungsquerelen gepflastert war. Zwei CEOs mussten im Clinch mit Thiele und AR-Chef Klaus Mangold gehen. Aktuell lenkt CFO Frank Markus Weber die Geschicke, während Mangold einen passenderen Nachfolger für den unsanft geschassten Bernd Eulitz (s. PLATOW v. 17.8.) sucht. Trösten kann die Aktionäre aber, dass der Zulieferer die Corona-Belastungen besser wegsteckt als andere und nichts darauf hinweist, dass „Stabilitätsgarant“ Thiele, der auch wieder im AR sitzt, seine Mehrheit in München aufgibt.