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Linde/Praxair – Nichts gelernt vom Scheitern Deutsche Börse/LSE

Fusionen scheitern häufiger als sie gelingen. Dennoch werden Mitarbeiter mit ihren Vorbehalten zu wenig ernst genommen. Es gehe ihnen immer nur sehr kurzsichtig um den Erhalt des Status Quo bei den Arbeitsplätzen, ohne dabei die Dynamik des internationalen Wettbewerbs im Auge zu haben. Zwei spektakuläre Fälle belegen das Gegenteil, und die klare Front zwischen den Arbeitnehmervertretern und großen Teilen der deutschen Wirtschaftseliten löst sich auf.

Deutsche Börse/LSE: Mitarbeiter und deren Vertreter im Aufsichtsrat der Deutsche Börse konnten der von Joachim Faber und Carsten Kengeter so vehement angestrebten und letztendlich jämmerlich gescheiterten Fusion mit der Londoner LSE von Anbeginn nichts Positives abgewinnen. Doch es hat lange gedauert. Der Brexit kam zur Hilfe. Für das offizielle Aus des 25 Mrd. Euro schweren Zusammenschlusses sorgte schließlich die EU-Kommission. Am Ende hatten die zu Beginn noch weitgehend allein stehenden kritischen Arbeitnehmervertreter am Frankfurter Finanzplatz so viele Verbündete wie sie sich niemals erträumt hatten: Die Politik in Stadt und Land und selbst die sonst so elitäre Financial Community, die Faber und Kengeter seither fast ächtet.

Linde/Praxair: Michael Vassiliadis, Sohn griechischer Eltern, ist Vorsitzender der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). Wenn dieser Gewerkschafter seine Stimme erhebt, hat das Hand und Fuß und beeindruckt sogar die Wirtschaftselite. So gehörte Vassiliadis zu den ersten Arbeitnehmervertretern, die SPD-Vorschlägen zur Deckelung von Managergehältern eine Abfuhr erteilten. Gemeinsam mit der IG Metall läuft die IG BCE derzeit Sturm gegen die Fusion Linde/Praxair, die der als AR-Chef zu Linde zurückgekehrte Wolfgang Reitzle wohl diesen Donnerstag (s. PLATOW Börse) durchpauken will, notfalls sogar gegen die Stimmen der Arbeitnehmer und unter Wahrnehmung seines doppelten Stimmrechts, wie Reitzle, mit wenig Taktgefühl ausgestattet, gegenüber der Financial Times verlauten ließ. Der Fusionskrimi um Linde/Praxair ist gewürzt wie der von Deutsche Börse/LSE: Gerüchte über Insider-
geschäfte sind im Spiel wie nationale Befindlichkeiten.

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