Kanzlerkandidatur

Markus Söder – Pakt mit Spahn?

Sein Platz sei in Bayern, versuchte Markus Söder seinen zuvor gestarteten Testballon wieder einzufangen. Der CSU-Chef hatte ein erfolgreiches Corona-Krisenmanagement zum entscheidenden Prüfstein für die Kanzlerkandidatur erhoben und damit Spekulationen befeuert, selbst Ambitionen auf die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel zu hegen.

Zugleich wurde Söders Hinweis auch als Spitze gegen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gewertet, dessen Krisenmanagement seit dem Corona-Massenausbruch beim Fleischfabrikanten Tönnies zunehmend in die Kritik geraten ist. In den Umfragen liegt Söder meilenweit vor Laschet und Friedrich Merz, den beiden aussichtsreichsten Kandidaten um den CDU-Vorsitz. Laschet und Merz haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass für sie der CDU-Vorsitz nur das Sprungbrett für die Kanzlerkandidatur ist. Ein Verzicht auf die Kanzlerkandidatur zu Gunsten Söders würde die Autorität des neuen CDU-Chefs schon gleich zu Beginn seiner Amtszeit irreparabel beschädigen. Auch Söder weiß nur zu gut, dass ihm weder Laschet noch Merz im Falle ihrer Wahl zum CDU-Vorsitzenden den Vortritt bei der Kanzlerkandidatur überlassen werden. Deshalb kokettierte der CSU-Chef bislang auch nur sehr gebremst mit seinen Top-Umfragewerten.

Söder ist allerdings auch nicht entgangen, dass angesichts der sinkenden Zustimmungswerte für den NRW-Premier in der CDU Bestrebungen im Gange sind, Gesundheitsminister Jens Spahn vom Beifahrersitz auf dem Laschet-Tandem ans Lenkrad zu bugsieren. Söders Forderung nach erfolgreicher Krisenerfahrung könnte somit auch als Anschubhilfe für Spahn gemeint sein. Denn anders als Merz und Laschet könnte der noch junge Spahn als CDU-Chef Söder ohne großen Autoritätsverlust großzügig die Kanzlerkandidatur überlassen. Als Laschets Beifahrer hat Spahn bereits erfahren, dass es ihm keineswegs schadet, wenn er vorerst ins zweite Glied zurücktritt. Im Gegenzug könnte sich Söder öffentlich verpflichten, nach spätestens zwei Legislaturperioden das Kanzleramt zu räumen und den Weg für den im CDU-Vorsitz gereiften Spahn freizumachen. Auch wenn solche langfristigen Deals im schnelllebigen Politikgeschäft nur wenig wert sind, viel zu verlieren hätte Spahn nicht.

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