Merck kann Jagd nach dem Covid-Impfstoff für sich nutzen

Selbst forscht der Darmstädter Konzern zwar nicht an einer Vakzine, aber Merck versorgt andere forschende Unternehmen mit Produkten und Reagenzien, wie Vorstandschef Stefan Oschmann im Rahmen des Q3-Call hervorhebt. Insgesamt seien es mehr als 50 potenzielle Covid-19-Impfstoffe, die die Darmstädter damit fördern, was der Laborsparte Life Science im Q3 zu einem stattlichen Umsatzanstieg von gut 11% auf 1,9 Mrd. Euro verhalf. Merck hat sich anderweitig in die Covid-Forschung eingeklinkt und untersucht einen Wirkstoff zur medizinischen Behandlung der Symptome einer Covid-19-Lungenentzündung.
Dem Healthcare-Geschäft kommt das bisher aber nicht zugute. Hier drücken ein Teilverkauf und Wechselkurseffekte den Umsatz (-3,1 % auf 1,7 Mrd. Euro). Zur besonderen Freude Oschmanns berappelt sich dafür die kriselnde Spezialmaterial-Sparte. Der Firmenchef wehrte sich vehement gegen Kritiker, die ihm zu einem Verkauf von Performance Materials rieten. Stattdessen setzt der CEO lieber auf eine Neuausrichtung, weg von Flüssigkristallen, hin zu Halbleitermaterialien und baute diesen Bereich durch Zukäufe massiv auf. Das macht sich nun mit 51,6% mehr Umsatz bemerkbar.
Konzernweit stehen damit 4,4 Mrd. Euro (+9,7%) in der Bilanz. Das EBITDA pre legte überproportional stark um 53% auf 1,7 Mrd. Euro zu, da der DAX-Konzern nach einem gewonnen Patentstreit in den USA 365 Mio. Euro an Rückstellungen auflösen konnte. Die anfängliche Sorge vor der Corona-Krise, die Oschmann dazu bewegte die Jahresprognose zu kappen, ist damit verflogen. Die Darmstädter polieren ihre Ziele wieder auf. 2020 soll der Umsatz auf bis zu 17,5 Mrd. Euro, also 4 bis 5% wachsen. Das EBITDA pre will Merck gar um 6 bis 8% verbessern.