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Mit Schulz wird die Bundestagswahl wieder spannend

Auf seinen politischen Instinkt kann sich der scheidende SPD-Chef und Neu-Außenminister Sigmar Gabriel offensichtlich noch immer verlassen. Mit der überraschenden Nominierung von Martin Schulz zum neuen Parteichef und Kanzlerkandidaten hat Gabriel seiner SPD den lange ersehnten Vitaminstoß verpasst.

Das legen zumindest die aktuellen Umfragen des „ARD-Deutschlandtrends““ und des „ZDF-Politbarometers““ nahe. Demnach kann die SPD in der ARD-„Sonntagsfrage““ um 2 Prozentpunkte auf 23% zulegen. Das ZDF verzeichnet für die Sozialdemokraten sogar einen Anstieg um 3 Prozentpunkte auf 24%. Damit liegt die SPD zwar weiterhin deutlich hinter der Union von Kanzlerin Angela Merkel, die aktuell bei 35% (ARD; -2 Prozentpunkte) bzw. 36% (ZDF; unverändert) notiert, doch der Abstand schmilzt.

Für Schulz kommt es nun darauf an, diesen Rückenwind mitzunehmen. Anders als seine Vorgänger Peer Steinbrück, der schon bei seiner Nominierung verbraucht wirkte, und Gabriel kann Schulz auf die volle Rückendeckung der SPD bauen. Dass der ehemalige EU-Parlamentspräsident bundespolitisch noch ein unbeschriebenes Blatt ist, dürfte entgegen den Vermutungen vieler Kommentatoren eher ein Vorteil für Schulz sein. Der SPD-Kanzlerkandidat bietet damit eine weitgehend freie Projektionsfläche für die verschiedenen Wünsche und Sehnsüchte der Wähler und verfügt damit über viel Freiraum, um sich im Wahlkampf zu positionieren.

Das größte Handicap für einen Machtwechsel im Kanzleramt bleibt jedoch die weiterhin fehlende Machtperspektive der SPD. Die Union wird die SPD auch mit Schulz nicht hinter sich lassen, und für Rot-Rot-Grün reicht es bislang in keiner Umfrage. Gleichwohl ist es Schulz immerhin schon gelungen, in das zuvor scheinbar betonierte Parteiengefüge Bewegung zu bringen. So musste in den jüngsten Umfragen auch die AfD Federn lassen, die aktuell zwischen 14% (ARD) und 11% (ZDF) rangiert. Zudem profitiert Schulz davon, dass Merkel nach gut 11 Jahren im Amt erste Abnutzungserscheinungen zeigt, die sich erstmals positiv für die SPD bemerkbar machen.

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