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Nicola Leibinger-Kammüller – Schwäbischer Klartext

Bloß nicht anecken, lautet noch immer die Devise vieler Wirtschaftsführer, wenn es um gesellschaftspolitische Probleme geht. Dabei bedrohen der von US-Präsident Donald Trump angeheizte Zollstreit, der Vormarsch der Populisten in Europa und die Sinnkrise der EU zunehmend auch die Geschäftsaussichten der Unternehmen. Die schwäbische Familienunternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller ist denn auch eine Ausnahmeerscheinung in der deutschen Industrie.

Denn die seit 2005 amtierende Trumpf-Chefin ist nicht nur eine der wenigen Frauen an der Spitze eines Weltmarktführers in der ansonsten von Männern dominierten Maschinenbau-Branche, sie nimmt auch bei brisanten politischen Themen kein Blatt vor den Mund. Diesem Ruf ist Leibinger-Kammüller auch bei ihrem Auftritt vor dem Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten gerecht geworden.

Die America First-Politik von Trump geißelte die in den USA geborene Leibinger-Kammüller als „beschämend“ und „unberechenbar“. Bislang spüre Trumpf zwar noch nichts von den Auswirkungen der US-Strafzölle und profitiere sogar von Trumps Steuerreform, dennoch bereite ihr das transatlantische Zerwürfnis große Sorgen. Denn 75% der Produktion der deutschen Anlagenbau-Branche gehen in den Export. Scharf ins Gericht geht die Trumpf-Vorsteherin indes auch mit der politischen Lage in Europa. Die neue italienische Regierung nannte sie eine „Katastrophe“. Dabei lohne es sich gerade für Deutschland, um den Zusammenhalt Europas zu kämpfen. Mit Blick auf die EU ist Leibinger-Kammüller dennoch „sehr pessimistisch“. „Sie werden es nicht hinbekommen“, lautet die düstere Prognose der Trumpf-Lenkerin.

Doch bei allem gesellschaftspolitischen Engagement verliert Leibinger-Kammüller das operative Geschäft nie aus den Augen. Nach einem Umsatzplus von 15% im vergangenen Geschäftsjahr, sei seit Juli eine Abkühlung der Geschäftsentwicklung spürbar. Die Erlöse lägen zwar noch über Vorjahr, aber hinter dem ambitionierten Plan. Für die Trumpf-Chefin ein erstes Alarmzeichen. Denn der Maschinenbau spüre konjunkturelle Trendwenden früher als andere Branchen. Trumpf habe deshalb schon einen Notfallplan in der Schublade.

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