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Opec stemmt sich gegen amerikanische Öl-Schwemme

Die Macht des saudi-arabischen Königshauses hängt am Öl. Mit den Einnahmen aus dem schwarzen Gold versucht das autoritäre Regime, die wachsenden sozialen, politischen und religiösen Spannungen unter der Decke zu halten und zugleich durch massive Investitionen in die Infrastruktur die Wirtschaft des Landes zu modernisieren und vom Öl unabhängiger zu machen.

Wie sehr das Herrscherhaus in Riad einen Umsturz fürchtet, hat der Mord an dem Regimekritiker Jamal Khashoggi im vergangenen Oktober im saudischen Konsulat in Istanbul gezeigt, in den enge Vertraute des Kronprinzen Mohammed bin Salman verwickelt sein sollen. Für einen ausgeglichenen Staatshaushalt benötigt Saudi-Arabien nach Berechnungen des IWF einen Ölpreis von mehr als 80 Dollar je Barrel (159 Liter). Seit die Opec unter Führung Saudi-Arabiens im Dezember die Kappung ihrer Förderquoten beschlossen hat, ist der Ölpreis um 25% gestiegen. Sehr zum Verdruss von US-Präsident Donald Trump, der um den Aufschwung der amerikanischen Konjunktur bangt. Aktuell stagnieren die Notierungen allerdings unter 70 Dollar je Barrel für die Nordsee-Sorte Brent. Angeblich plant Saudi-Arabien deshalb, seine Fördermenge ab April unter die Marke von 10 Mio. Barrel pro Tag zu drücken. Seit Jahresanfang hat Saudi-Arabien eine auf 10,31 Mio. Barrel reduzierte Förderquote zugesagt.

Am 17.4. trifft sich das Opec-Kartell in Wien zu seiner nächsten Sitzung, um zusammen mit anderen Öl-Staaten wie Russland über die weitere Förderpolitik zu beraten. Ob es der Opec mit einer abermaligen Förderkürzung gelingt, den Ölpreis nachhaltig nach oben zu treiben, ist aber nicht nur auf Grund der weltweiten Konjunktur-Abkühlung zweifelhaft. Trotz diverser Pipeline-Engpässe eilt die amerikanische Fracking-Industrie nämlich von einem Förderrekord zum nächsten. Allein im vergangenen Jahr haben die USA ihre Schieferöl-Produktion um 2 Mio. Barrel täglich erhöht. Nach Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) dürften bis 2024 weitere 4 Mio. Barrel täglich dazukommen. Demnach könnten die Vereinigten Staaten bereits 2021 zum Netto-Exporteur aufsteigen. Das wird das Kräfteverhältnis zwischen den Öl-Staaten endgültig verschieben. Die IEA schätzt, dass die USA bereits ab 2024 täglich rund 9 Mio. Barrel exportieren werden. Damit würden die USA mehr Öl ausführen als Russland und sogar auf Augenhöhe mit Saudi-Arabien, dem weltweit größten Öl-Exporteur, agieren.

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