Payment-Dienste – Not macht erfinderisch
Der japanische Internet-Konzern Rakuten, der seit geraumer Zeit mit schlechten Zahlen zu kämpfen hat, macht nun einen Vorstoß in diese Richtung, der entfernt an den Versuch von Facebook/Meta erinnert, eine eigene Kryptowährung einzuführen und damit zusätzlich zu den Kommunikations- auch die Zahlungsströme der Nutzer über das eigene Territorium fließen zu lassen. Rakutens Messaging-Dienst Viber erhält bald eine P2P-Zahlfunktion, in Zukunft sollen auch E-Commerce-Plattformen integriert werden. Dafür kooperiert Rakuten Viber mit dem lizenzierten E-Geld-Institut Rapyd.
Was am Ende aus der selbsterklärten „Super-App“ wird, dürfte maßgeblich daran hängen, wie die beim Thema Datenschutz tendenziell sensiblen deutschen Kunden die Zusatzfunktionen annehmen. Schließlich erinnert das Konzept an die chinesische Hyper-App WeChat, die noch deutlich mehr Funktionen mitbringt, von der Arzttermin-Vereinbarung über die Nutzer-Ortung bis zum Antrag auf ein Auslandsvisum, fest verknüpft mit dem Personalausweis. Doch so oder so sind Phasen, in denen Tech-Unternehmen finanziell unter Druck kommen, traditionell ein Innovationsmotor.
Dass sich die Welt der Payment-Dienstleister derzeit neu sortiert, zeigen neben schmerzhaften Neuberwertungen wie kürzlich bei Klarna auch die Verkaufspläne einiger größerer Fintechs, von denen die Agentur Reuters berichtet. Der italienische Branchenprimus Nexi sei demnach in Gesprächen mit Private-Equity-Investoren, auch die US-Zahlungsdienstleister Paya und BTRS dächten über einen Verkauf nach. Welche neuen Konstellationen sich unter diesem Druck ergeben, dürfte auch in Europa spannend werden.