Logistik

Post – Erfolg kein Selbstläufer mehr

Deutsche Post-Chef Frank Appel kann auch in seinem letzten vollen Jahr als CEO des Logistikers starke Zahlen vorweisen (Umsatz Q2: 24 Mrd. Euro, +23,4%). Nicht alles glänzt im stärksten Q2 der Geschichte, manches zeugt aber vom guten Händchen des Managers.

Zum einen treibt das Frachtgeschäft, einst Appels Sorgenkind, weiter die gute Entwicklung in Bonn an (Q2-EBIT: 746 Mio., Vj.: 312 Mio. Euro). Hier macht sich auch die jüngste Akquisition des Getränkespediteurs Hillebrand bezahlt, die erstmals mit 530 Mio. Euro Umsatz einfließt. Darüber hinaus sticht die lange ebenfalls problematische Supply Chain-Division positiv hervor (EBIT +23,2% auf 244 Mio. Euro).

Zur Halbzeit hat CFO Melanie Kreis ein Konzern-EBIT von 4,5 (+13%, Q2: 2,3) Mrd. Euro auf dem Zettel. Appel konkretisiert denn auch seine zuvor weit gesteckte Ergebnisspanne von 7,6 Mrd. bis 8,4 Mrd. Euro EBIT. Selbst bei starkem Wirtschaftsabschwung im 2. Hj. werde das untere Ende erreicht. Es könnte aber durchaus auch über das Maximum hinaus gehen, kokettierte er im Q2-Call (s. a. PLATOW Börse).

Der gelbe Erfolg ist allerdings kein Selbstläufer mehr wie in den Corona-Jahren zuvor. So belasten die China-Lockdowns bei „Express“ (EBIT 1,1 Mrd. nach 1,2 Mrd. Euro) und der Paketboom lässt bei „eCommerce Solutions“ (Paketmengen -5,8%, EBIT -7 Mio. zum Vj. auf 109 Mio. Euro) und im Deutschlandgeschäft von „P&P“ (242 Mio. nach 315 Mio. Euro) wie erwartet nach. Finanzchefin Kreis spricht von einer Normalisierungsphase, die im 2. Hj. abklingen und dann wieder strukturelles Wachstum bringen werde. Den Insourcing-Effekt bei Kunde Amazon, der verstärkt selbst liefert, will sie nicht überbewerten. Andere Kunden wüchsen bereits in die entstehenden Lücken bei der Post rein, so die CFO am Freitag.

Auf Rückzug begibt sich die Post derweil im russischen Inlandsgeschäft, das wegen des Ukraine-Kriegs bereits auf Eis liegt. Nur der Versand wichtiger Dokumente vom und ins Ausland soll fortgeführt werden. Viele der 3 500 russischen Mitarbeiter werde entlassen, erklärte Appel. Kreis rechnet im Q3 daher mit einer weiteren Abschreibung ähnlich groß wie im Q1, als gesunkene Geschäftserwartungen in Russland zu Wertminderungen in Höhe von 30 Mio. Euro geführt hatten.

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