Schaeffler – Familie will bei Kapitalerhöhung mitziehen

Vor einer Woche hatte die kurzfristig für den 15.9. angekündigte ao. HV für Unruhe gesorgt, bei der sich Schaeffler die Ausgabe von bis zu 200 Mio. neuen stimmrechtslosen Vorzugsaktien bis 2025 genehmigen lassen will. Die Veranstaltung wird angesichts der Stimmenverhältnisse (80% der Stämme bei Georg, 20% bei Maria-Elisabeth) kurz. Danach wäre ein Erlös von gut 1 Mrd. Euro möglich. Der Aktienkurs ist prompt um über 10% eingebrochen.
Grund ist nicht nur die Verwässerung der Altaktionäre, sondern auch die Sorge um den Zustand von Schaeffler, das in den letzten Jahren einige Restrukturierungsprogramme gestartet hat und unter den Umbrüchen in der Autoindustrie leidet. Im Q1 stand ein Verlust von 168 Mio. Euro zu Buche. Angedeutete Vergleiche mit 2009 sind indes nicht angebracht. Damals wäre Schaeffler die wagemutige Übernahme von Conti nach der Lehman-Pleite fast zum Verhängnis geworden. Unter den tränenfeuchten Augen von Maria-Elisabeth Schaeffler forderte die Belegschaft in Herzogenaurach sogar Staatshilfen, die aber nie gekommen sind.
Der Grund für den jetzt geplanten Vorratsbeschluss, der bei vielen AGs zum Standardrepertoire gehört, ist ein anderer. Klaus Rosenfeld befürchtet, dass im Zuge der Corona-Krise ein Run auf Eigenkapital einsetzt. Aktuell liegen die Nettoschulden zwar bei unkritischen 3 Mrd. Euro. Eine Erhöhung der Verschuldung könnte aber im Fall der Fälle etwa bei sich ergebenden Übernahme-Optionen kurzfristig schwierig sein, so seine Sorge. Für ihn hat es seit 2009 oberste Priorität, handlungsfähig zu sein. Seit damals genießt der frühere CFO und heutige Konzernchef zwar das uneingeschränkte Vertrauen der Familie. Dennoch hat es gedauert, die beiden Großaktionäre zu diesem Schritt zu bewegen. Jetzt habe man sogar Irritationen an der Börse bewusst in Kauf genommen, da man angesichts der Unwägbarkeiten des Marktes nicht bis zur nächsten HV warten wollte.