Share Now – Großversuch beendet
Verlustbringer abseits des Kerngeschäfts abzustoßen, gebietet die Vernunft – eigentlich. Dass Mercedes-Benz und BMW ihr Carsharing-Joint Venture Share Now an den Autokonzern Stellantis abgeben, rief trotzdem kritische Stimmen auf den Plan:
Die beiden Nobelmarken, hieß es, gäben damit ihren wichtigsten, weil etabliertesten Zugang zur neuen, digitalen Welt der vernetzten Mobilitätsdienstleistungen aus der Hand, Nutzerdaten inklusive. Dabei ist an den Zahlen nicht zu rütteln. 2021 weist Mercedes für Your Now, die Holding für Carsharing- und andere Mobilitätsdienste, die bei der Finanztochter Mercedes-Benz Mobility aufgehängt ist, beachtliche 329 Mio. Euro Verlust aus.
BMW machte mit seinem Your Now-Anteil 2021 lt. Geschäftsbericht 337 Mio. Euro Miese. Nach dem enthusiastischen Start vor über einem Jahrzehnt mit dem damals neuen „Free-floating“-Modell ohne feste Abhol- und Rückgabestation waren die Carsharing-Dienste Car2Go (Daimler) und DriveNow (BMW/Sixt) wieder stückweise geschrumpft, 2019 zusammengelegt und weitergeschrumpft worden. Nach dem coronabedingten Einbruch 2020 wurde zuletzt wegen steigender Produktionskosten und Lieferkettenproblemen auch noch der Mietwagennachschub zum Problem.
Für den Markt insgesamt stehen die Daimler- und BMW-Angebote mit ihrer schnellen, internationalen Expansion und dem anschließenden Niedergang indes nicht, wie Zahlen des Bundesverband CarSharing (BCS) zeigen. In Deutschland legte 2021 sowohl die Kundenzahl (3,39 Mio., +18%) als auch der Fahrzeugbestand (30 200, +15%) wie schon in den Vorjahren kräftig zu. Allerdings, so ein BCS-Sprecher, halten viele große Anbieter wie Cambio oder Stadtauto wenigstens teilweise an einem Stationsnetz fest – „diese kombinierten Produkte sind wirtschaftlich deutlich tragfähiger als reines Free-floating.“ Der in Stellantis aufgegangene Autokonzern PSA ist seit 2016 an dem US-Anbieter Communauto beteiligt, der auf das kombinierte Modell setzt.