Wirtschaftsprüfer

Wie lange hält der Boom für Wirtschaftsprüfer und Berater?

Massives Personal- und Umsatzwachstum verkündeten die deutschen Ableger der „Big 4“, der weltgrößten Prüfungs- und Beratungsgesellschaften, im vergangenen Herbst für das Geschäftsjahr 2022/23.

Wirtschaftsprüfer (Symbolbild)
Wirtschaftsprüfer (Symbolbild) © CC0

Zweistellige Zuwachsraten waren bei Deloitte, EY, KPMG und PwC eher die Regel als die Ausnahme, getrieben nicht nur durch die immer aufwendigere Abschlussprüfung, sondern auch durch einen Beratungs-Boom zu Themen wie Digitalisierung und grüner Transformation.

Dass die Krisen auf der Welt nicht weniger werden, hat allerdings Folgen für das internationale Geschäft. Seit Herbst 2023 werden immer wieder Sparmaßnahmen bekannt, die darauf hindeuten, dass die Bäume gerade in der konjunkturabhängigeren Beratung keineswegs in den Himmel wachsen. EY hatte bereits im Zuge der (vorerst beerdigten) Aufspaltungspläne festgestellt, dass es bei der Produktivität noch Luft nach oben gibt.

In Großbritannien kündigten Deloitte und KPMG lt. Medienberichten jeweils mehrere hundert Entlassungen an, KPMG stoppte zudem für 12.000 Mitarbeiter sämtliche Gehaltserhöhungen. PwC baut in Großbritannien 600 Mitarbeiter ab und verschiebt lt. „Financial Times“ auch die turnusmäßige Beförderung von rd. 100 Junior-Beratern um ein halbes Jahr, weil aktuell zu wenig zu tun ist. Allesamt Schritte, die man sich wegen der Nebenwirkungen für das „Employer Branding“ eigentlich lieber verkneift.

Die Sparmaßnahmen haben zum Teil mit dem speziellen Umfeld in Großbritannien zu tun, wo zu den Brexit-Folgen eine stärkere Abhängigkeit des Big 4-Geschäfts von Seiten der volatilen Transaktionsberatung kommt. Zudem sind Unternehmen dort generell schneller mit Neueinstellungen und Entlassungen bei der Hand. Andere Punkte gelten dagegen auch für Kontinentaleuropa.

So haben die Big 4 in den vergangenen Jahren kräftig Personal aufgebaut. Dazu kommen stark gestiegene Löhne. Prüfer und Berater müssen darum mehr denn je auf ihre Produktivität achten – auch ein Grund für den verstärkten Einsatz von KI-Tools.

Die Personalpolitik in Deutschland scheint indes noch nicht betroffen zu sein. „Ganz im Gegenteil verfolgen wir eine Wachstumsstrategie, die in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich war und fortgesetzt wird“, erklärt Deloitte auf unsere Anfrage. KPMG, so ein Sprecher, baue „in allen Geschäftsbereichen Stellen auf“, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden.

Etwas defensiver PwC: „Wir überprüfen regelmäßig unsere Service Offerings und unsere Prozesse sowie Bedarfe in unterschiedlichen Bereichen und suchen bedarfsgerecht weiterhin Mitarbeitende“, hieß es dort. EY antwortete bis Redaktionsschluss nicht. np

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