B2B-Fintechs haben die Nase vorn
Die widrigen (Re-)Finanzierungsbedingungen redeten Branchengrößen wie Trade Republic, N26 oder Solaris bislang mit ihren dicken Liquiditätspolstern aus den Mega-Fundingrunden von vor der Krise klein. Jedoch dürfte allmählich auch bei den bestfinanzierten Startups das Geld knapp werden, insb. bei jenen, die unterhalb des Break-even wirtschaften. Die meisten würden derzeit versuchen, ihren Runway – also die Dauer, bis aufgrund mangelnder Liquidität Kapital aufgenommen werden muss – zu verlängern, beobachtet Martin Rezaie, Partner bei der M&A-Beratung GP Bullhound.
Hinzu kommt, dass es B2C-Fintechs aufgrund des Inflationsdrucks besonders schwer haben, denn das zu Zeiten der Geldschwemme propagierte Mantra „Wachstum um jeden Preis“ musste dem Fokus auf Profitabilität weichen. „Investoren sind derzeit offener für B2B-Fintechs, wenn wesentliche KPIs (z. B. Retention Rate, Costumer Acquisition Cost) solide sind. Die Auswahl der Startups ist aber deutlich rigoroser, Due-Diligence-Prozesse dauern länger. Wenn die Mindeststandards der Investoren eingehalten werden, sehen wir eine sehr hohe Nachfrage“, erklärt Rezaie im Gespräch mit PLATOW. In diesen Segmenten seien die Bewertungsniveaus vergleichbar mit den aus den Vorjahren (2021 und früher).
Es tut sich eine Schere auf: Um beliebte Fintechs reißen sich Investoren, bei Cash Burn-intensiven wird deutlich stärker hinterfragt. Hohe Funding- und M&A-Aktivität beobachtet Rezaie beim Thema „Office to the CFO“: „Die Finance-Abteilungen von Unternehmen haben Digitalisierungsbedarf. Das reicht von Buchhaltungssoftware bis hin zu Treasury, Cash Management oder Invoicing“, erklärt er.
Besonderes Wachstum erwartet Rezaie in den kommenden Monaten bei KI, konkret in den Bereichen Betrugsaufdeckung für Versicherungen und Banken, Analytics und Forecasts sowie Automated Investing (Robo Advisors). Langfristig würden Finanzdienstleister so Kosten einsparen und Margen ausweiten können. ck