Bauindustrie will keinen Negativzins für Immobilienkredite
Angeheizt durch den Niedrigzins und eine Konjunktur, die nun zwar stockt, jedoch jahrelang im Aufschwung war, blüht das Bauhauptgewerbe auf. Alleine im Juni steht in den Auftragsbüchern ein Plus von 3% auf 7,6 Mrd. Euro, das höchste Juni-Plus seit 25 Jahren, wie aus den Zahlen des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Im weniger schwankungsanfälligen Quartalsvergleich steht zwar ein Minus von 9,6% (Q1 ggü. Q2) in den Büchern. Dieser Rückgang ist aber kein Grund zur Sorge. Er geht auf das mittlerweile sehr hohe Niveau der Auftragseingänge zurück.
Mit Kopfschütteln sieht der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie Überlegungen der Banken zur Einführung von Negativzinsen für Immobilienkredite. Als „wirtschaftlicher Nonsens“, so die Kritik einer Verbandssprecherin ggü. PLATOW, verschärfe diese Art von Lockangebot nur die Problematik, dass Bauherren den zunächst spottbilligen Kredit bei der Anschlussfinanzierung nicht mehr bedienen können. Dass die Zinsen in 15 Jahren noch immer auf dem aktuell ultra-niedrigen Niveau verharren, glaubt zumindest die Baulobby nicht. Auch institutionelle Investoren ließen sich so kaum locken. Es mangele nicht an Kapital. Investoren fürchten viel mehr Daumenschrauben durch Mietpreisdeckel, Enteignung und Regeln zur Aufstockung von Gebäuden. Hier sei die Politik in der Pflicht. Der Zins, sei er auch noch so niedrig, reiche nicht aus, um Investoren von den beklagten Hemmnissen zu befreien.
Die ohnehin boomende Baubranche zu stärken, wird jedoch kaum das Motiv hinter dem Gedankenspiel mit dem Negativzins sein. Vor dem Hintergrund des rasanten Zinsverfalls könnte es für die Geldhäuser schlichtweg günstiger sein, ihren Liquiditätsüberschuss beim Kunden auszulagern, anstatt ihn teuer bei der EZB einzulagern.