Equity

Carve-Outs werden bei deutschen Firmen beliebter

Im Rezessionsumfeld müssen Unternehmen flexibel bleiben, stellte schon Commerzbank-Vorstand Michael Kotzbauer wiederholt fest. Das kann z. B. eine Strategieanpassung sein.

Eine Umfrage der Beratungsgesellschaft AlixPartners und der Kanzlei Norton Rose Fulbright ergab, dass die Abspaltung einzelner Geschäftsbereiche (Carve-Outs) in den nächsten zwölf bis 36 Monaten zunehmen dürfte. Die überwältigende Mehrheit deutscher Unternehmen (88%) tätigt Carve-Outs zur Refokussierung aufs Kerngeschäft, für 72% dienen sie der Transformation. Lediglich 40% wollen dadurch ihre Ziel-Profitabilität erhöhen.

Die Verflechtung mit dem Mutterkonzern ist für über zwei Drittel (71%) die zentrale Herausforderung beim Abspaltungsprozess, verglichen etwa mit einem klassischen Verkauf. Für 64% ist es die Separierung der IT-Systeme, was wiederum zeigt, welche vielfältigen Auswirkungen der Fachkräftemangel in diesem Bereich (s. PLATOW v. 17.5.) hat, so auch auf M&A-Prozesse. „Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit künftiger Carve-Outs auf Corporates bzw. strategische Investoren entfallen wird. Private Equity-Investoren treten hingegen vornehmlich als Käufer im Rahmen von Carve-Outs auf“, erklärt Michael Wabnitz, Partner bei AlixPartners.

Ferner habe die Studie gezeigt, dass eine Dissonanz vorliegt: zwischen dem betriebenen Aufwand zur Erstellung des Business Plans einerseits und seiner Bedeutung als wesentliche Grundlage zur Ermittlung des Unternehmenswerts (und der Ableitung des Kaufpreises) andererseits. Sprich, Verkäufer verschenken bei Abspaltungen einen Teil des potenziellen Erlöses, wenn sie Geschäftspläne für zu unwichtig erachten. „Grundsätzlich ist beim Bewertungsabschlag eine Größenordnung von 10%-30% durchaus realistisch“, erklärt uns Philipp Schult, Director bei AlixPartners.

Die Umfrage wurde von Oktober 2022 bis Ende April 2023 durchgeführt. Knapp 70% der Teilnehmer sind in leitenden Positionen im Management, M&A, Strategie und Recht tätig. Es wurden mehrheitlich energieintensive Industrien befragt, konkret Automobil, Maschinenbau, TMT, Energieerzeugung, Chemie sowie Handel- und Konsumgüter. ck

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