zinspolitik

Crash setzt EZB und Fed unter Druck

Auf der Plattform X, dem Twitter-Nachfolger, waren sich viele schnell einig, wer die Schuld am Börsenbeben trägt. Ökonomie-Nobelpreisträger Paul Krugman bemerkte, die Fed habe viel Kritik dafür abbekommen, die Zinsen zu langsam angehoben zu haben. „Aber ihre Passivität angesichts der sinkenden Inflation dauert schon länger an und könnte viel mehr Schaden anrichten.“

Die meisten Investoren erwarten jetzt eine schnelle Lockerung der Geldpolitik. Zuletzt preisten sie eine außerordentliche Zinssenkung der Fed um 0,25 Prozentpunkte innerhalb von einer Woche ein. Die Marktpreise implizieren aktuell für 2024 weitere Zinssenkungen um 1,25 Prozentpunkte in den USA und 0,8 Prozentpunkte im Euro-Raum. Historisch betrachtet sind schnelle Zinssenkungen üblich, wie der aktuelle Chart zeigt. Das klassische Muster: Die Fed und andere Notenbanken erhöhen die Zinsen eher langsam und wenn die Sätze den Höhepunkt erreicht haben, bleiben sie eine Zeit stabil. Abwärts geht es meist sehr abrupt. Ob die Historie aktuell ein guter Ratgeber ist, muss sich zeigen. Es gibt Besonderheiten durch die Pandemie.

Viele Banken haben ihre Prognosen für die Zinsentwicklung in den USA nun angepasst. Sie gehen jedoch von viel weniger Senkungen aus als die Märkte. Die Schweizer Pictet-Gruppe und Goldman Sachs prognostizieren jetzt, dass die Fed die Zinsen auf ihren weiteren Sitzungen im September, Oktober und Dezember um je 0,25 Prozentpunkte senkt. Für die EZB erwartet Pictet weiterhin zwei weitere Zinssenkungen in diesem Jahr. Tendenziell sind die Marktturbulenzen für die Fed problematischer. Da in den USA viel mehr Menschen auch mit mittlerem oder geringen Einkommen Aktien halten, besteht dort eher die Gefahr, dass dies die Wirtschaft weiter herunterzieht. jam

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