DAX-Investoren

DAX-Oberhaus – mächtig was los

Lange nicht mehr haben aktivistische Investoren so sehr auf deutsche Großunternehmen im DAX40 gezielt wie in diesen Wochen und Monaten.

Über die „Bayer-Story“, die mit dem Personalwechsel an der Spitze von Werner Baumann zu Bill Anderson sowie mit Bluebell Capital und Inclusive Capital Partners im Boot jetzt erst richtig Fahrt aufnehmen wird, haben wir Sie bereits gestern ins Bild gesetzt. Auch bei BASF ist der Druck, der auf dem (noch) amtierenden Martin Brudermüller lastet, nach der Abschreibung von 7,3 Mrd. Euro auf die 70%-Beteiligung an Wintershall Dea riesengroß, ein IPO auch nach Trennung vom vergifteten Russlandgeschäft zunächst einmal in weite Ferne gerückt.

Der Fresenius-Konzern, der mit Fresenius und FMC gleich zwei DAX40-Werte umfasst, wird vom Hedgefonds Elliott schon länger bedrängt, FMC abzuspalten. Die Attacken erzwangen sogar einen abrupten CEO-Wechsel von Stephan Sturm auf Michael Sen und eine ad hoc-Mitteilung kurz vor der Bilanz-PK am 22.2., dass eine Abspaltung von FMC jetzt tatsächlich geprüft werde. Das geschieht vor dem Hintergrund einer völlig unbefriedigenden Geschäftslage, so dass sich auch die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung als dominierende Eigentümerin nicht länger sperren will.

Auf der Siemens-HV wurde es ebenfalls mehrfach recht laut, als die Vertreter führender Fondsgesellschaften (DWS, Deka, Union) von Roland Busch für Siemens ein schärferes Profil einforderten. Weitere Ziele aufmüpfiger Investoren im DAX40 sind Conti und Deutsche Post. Dort, wo Stiftungen oder Familien (BMW, Conti, VW) über nennenswerte Pakete verfügen, ist die Durchschlagskraft der Aktivisten allerdings nicht so groß und wirksam wie bei breit gestreutem Aktiensbesitz, wo schon mit geringen Beteiligungen Druck aufgebaut werden kann.

Das Hauptziel der Aktivisten, die Bewertungen nach oben zu treiben, ist eine gute Nachricht für alle, die bereits Aktien haben. Sie tragen auch zur Weiterentwicklung des im Vergleich zum angelsächsischen Kapitalmarkt deutlich unterbelichteten deutschen Marktes bei. Um die drastische Lage richtig ins Bild zu setzen, wird gerne der Vergleich bemüht, dass mit Alphabet (vormals Google) und seinen 1,23 Bio. Euro bereits ein einziges US-Unternehmen ausreicht, um es nach Marktkapitalisierung fast mit dem DAX40 (1,6 Bio. Euro) aufzunehmen. Wie sehr die Börse nach Restrukturierungen lechzt, haben auch Berater erkannt (s. Artikel oben) und zeigt das Kursfeuerwerk bei Bayer, Siemens und FMC seit Jahresbeginn. afs

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