DWS – Neuer Fokus auf USA
Der designierte Amerika-CEO hat als langjähriger Unternehmensberater (Bain) schon viel von der Welt gesehen und ist ein Bilderbuch-Vertriebler: charismatisch, energisch, mit ausgeprägter „Client first“-Denke. Der ehemalige Vertriebsleiter im Privatkundensegment der Deutschen Bank hat seinen Bereich bei der DWS seit seinem Wechsel 2018 bereits umgekrempelt und den Mitarbeitern den „Win-as-one-Team“-Slogan schmackhaft gemacht. Und er habe das alte Vertriebsmodell „umgedreht“, indem das Kundenfeedback stärker in die Produktentwicklung integriert wurde, wie er im PLATOW-Gespräch erzählt. U. a. für die Weiterentwicklung dieses „Coverage-Modells“ wurde der 41-Jährige in der Mitteilung zu seiner Ernennung vom AR-Vorsitzenden Karl von Rohr (DB-Vorstand) in höchsten Tönen gelobt.
Dabei steht die nächste Mammutaufgabe erst vor ihm. Der hart umkämpfte US-Markt wird von Branchen-Schwergewichten wie Blackrock und Vanguard dominiert, zudem beobachtet Görgen dort eine zunehmende Politisierung beim Thema ESG, was gerade der DWS nicht in die Hände spielt. Durch die Turbulenzen infolge der Greenwashing-Vorwürfe inkl. interner Untersuchungen und medienwirksamer Razzia sieht er das Haus aber „gefeit“ und „schussfest“. Zudem erwartet er, dass die westliche Welt politisch noch stärker zusammenrückt, was den regionalen Kapitalmärkten zuträglich sei.
Die DWS hat die Digitalisierung und geografische Vermögensverschiebung gen Asien als bedeutende strukturelle Trends ausgemacht. Unter Ersteres fallen auch Robo Advisor, die in den letzten zwei Jahren aber an Beliebtheit eingebüßt haben. Görgen findet, das Plattformgeschäft mit den Robos müsse unabhängig gestaltet werden. Gleichzeitig funktioniere aktives Portfoliomanagement nicht nur über Algorithmen. Bei der zunehmenden Relevanz des asiatischen Markts (Anteil an DWS-Erträgen bisher nur 5%) sieht der Vorstand die DWS z. B. durch die 30%-Beteiligung am Asset-Manager Harvest (China) oder die Partnerschaft mit Nippon Life (Japan) gut aufgestellt.