Ebelings Dilemma – ProSiebenSat.1-Kurs klebt trotz Erfolg im Keller
"Es ist zum Haareraufen. Die Verschuldung sinkt, Erlöse und Ergebnis legen zu und auch die Abhängigkeit vom schwierigen deutschen TV-Markt wird mit innovativen Ideen erfolgreich reduziert. Dennoch gelingt es ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling bisher nicht, Analysten und Anleger von den Vorteilen der 2011 eingeführten 4-Säulen-Strategie zu überzeugen.
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Es ist zum Haareraufen. Die Verschuldung sinkt, Erlöse und Ergebnis legen zu und auch die Abhängigkeit vom schwierigen deutschen TV-Markt wird mit innovativen Ideen erfolgreich reduziert. Dennoch gelingt es ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling bisher nicht, Analysten und Anleger von den Vorteilen der 2011 eingeführten 4-Säulen-Strategie zu überzeugen.
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Nach Vorlage der guten Halbzeitergebnisse rauschte der Kurs der Medienaktie gestern knapp 5% auf 16,44 Euro in die Tiefe und liegt damit heute nicht höher als vor zwei Jahren. Für die Mehrheitsgesellschafter Permira und KKR, die sich (bei Kursen von deutlich über 20 Euro) gerne von ihrem Engagement trennen würden, ist dies alles andere als zufriedenstellend. Statt Kasse machen, ist Geduld gefragt, die allerdings demonstrativ zur Schau gestellt wird.
Die operative Entwicklung zum Halbjahr (Umsatz +5,4% auf 1,3 Mrd. Euro, Ergebnis +16,5% auf 135 Mio. Euro) macht deutlich, dass Ebeling kaum Schuld an der Kursflaute trifft. Die Sparten Online und Unternehmensbeteiligung (gegen TV-Werbezeit) sowie Inhalteproduktion und internationale Vermarktung, die im vergangenen Jahr den Kerngeschäften deutschsprachiges TV sowie den skandinavischen Fernsehaktivitäten zur Seite gestellt wurden, erfüllen die Erwartungen und zeichnen sich durch hohe Wachstumsraten aus. Das konjunkturelle Umfeld, das die Werbeeinnahmen beeinflusst, aber auch die wachsende Online-Konkurrenz, die auf die Ergebnisse der noch immer tonangebenden TV-Aktivitäten drückt, macht die Anleger aber vorsichtig.
Die Gesellschafter lassen Ebeling zwar viel Spielraum und bringen notgedrungen einen langen Atem mit. Dennoch könnte angesichts dieser vertrackten Lage der Druck zunehmen und eine weitere Kurskorrekur vorgenommen werden. Die von Ebeling verfolgte Strategie der Internationalisierung wird denn auch durchaus kritisch diskutiert. Bisher, so heißt es hinter der Hand, habe sie sich noch bei keinem Haus als der Königsweg erwiesen. Ein Verkauf der skandinavischen Sender, der vor zwei Jahren noch abgelehnt wurde, wäre damit wieder eine Option bei entsprechendem Interesse. Zu den damaligen Interessenten, Modern Times aus Schweden und Discovery aus den USA, soll es immerhin noch lose Kontakte geben, heißt es. Nach einem solchen Deal wäre ProSiebenSat.1 mit seinen verschiedenen Vertriebswegen klar auf den deutschen Markt fokussiert. Damit könnten dann völlig neue potenzielle Käufer bis hin zu Springer angesprochen werden.
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