Massive Vorwürfe gegen Eurex
Ein Trader erhebt massive Vorwürfe gegen Eurex. Es geht um den Verrat vertraulicher Informationen. Der Streit schlägt hohe Wellen. Sogar Bafin und Theo Weimer sind involviert.

Am 3.4. beginnt vor dem OLG Frankfurt ein Schadenersatzprozess von 3Red Partners gegen das Land Hessen als Träger der Eurex Deutschland. Die Deutsche Börse-Tochter betreibt die öffentlich-rechtliche Eurex, eine der global größten Terminbörsen für Finanzderivate. Seit 2014 belegt Eurex den kleinen Trader aus Chicago, 2011 von Igor Oystacher gegründet, immer wieder mit Sanktionen. 3Red geht mit Anfechtungsklagen dagegen vor.
Drei von acht Verfahren hat Oystacher gewonnen, bestätigt vom Bundesverwaltungsgericht und 2024 auch vom BGH, das das Verfahren über die Schadenersatzhöhe jetzt an das OLG Frankfurt verwiesen hat. Der Rest ist noch anhängig. Eurex lässt sich davon nicht abschrecken und startete sogar bereits verlorene Verfahren neu, was im Verwaltungsrecht möglich ist.
Die Anschuldigungen gegen Oystacher lauten auf Swoofing und Layering (Marktmanipulation durch Verschleiern der eigenen Identität und Absetzen von Orders ohne Erfüllungsabsicht) sowie Nichtkennzeichnung von algorythmisch erzeugten Orders im Hochfrequenzhandel. Tatsächlich ist Oystacher, ein in die USA emigrierter früherer russischer Blitzschach-Meister, kein unbeschriebenes Blatt. Auch in den USA wurde wegen der gleichen, oft nur schwer nachzuweisenden Vorwürfe gegen ihn vorgegangen. Mit der U.S. Commodity Futures Trading Commission hat er sich außergerichtlich geeinigt.
Umgekehrt haben es die Vorwürfe von 3Red gegen Eurex und ihren langjährigen, im Herbst ausgeschiedenen CEO Michael Peters in sich. Der soll streng vertrauliche Informationen über die Sanktionsverfahren vor allem an einen Konkurrenten von 3Red weitergegeben haben. Gemeint ist Citadel als einen der größten Future-Händler der Welt und einen der größten Kunden der Eurex. Peters soll zudem versucht haben, die frühere Leiterin des neutralen Sanktionsausschusses der Eurex dazu zu bewegen, ihre frühere Einschätzung zu den vom Gericht aufgehobenen Sanktionen zu ergänzen. All das lässt sich durch uns vorliegende Emails belegen. Auch der damalige Leiter der Hessischen Börsenaufsicht, Karsten Hiestermann, hat demnach vertrauliche Informationen an Citadel weitergegeben.
Die Wellen, die der Rechtsstreit schlägt, sind hoch: Nicht nur hat die BaFin 2023 Eurex verdonnert, die ordnungsgemäße Geschäftsorganisation sicherzustellen. Nach dem verlorenen BGH-Prozess rief der damalige Börsen-Chef Theodor Weimer persönlich bei der Kanzlei von 3Red in Frankfurt an, die auf ihrer Webseite über das BGH-Urteil berichtet hatte. Kurz darauf war der Bericht gelöscht.