Genossenschaftsbanken

Fiducia GAD – BaFin knöpft sich IT-Haus der Genossen vor

Alle 900 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland, viele Privatbanken wie Fürst Fugger oder Donner & Reuschel und Unternehmen wie der ADAC haben ihre IT ausgelagert an Fiducia & GAD IT. Indirekt betrifft die Arbeit des IT-Dienstleisters den gesamten Genossenschaftssektor inkl. DZ Bank, Union Investment, Schwäbisch Hall und R+V.

So unterschiedlich die Kunden, so einig sind sich viele in ihrem negativen Urteil über die Arbeit der 2015 aus Fusion der süddeutschen Fiducia mit der kleineren Münsteraner GAD entstandenen Fiducia GAD. Da eine direkte Prüfung des unregulierten IT-Anbieters nicht möglich ist, hatte die BaFin Ende 2018 den Umweg über die beispielhaft ausgewählte Volksbank Jever genommen, um die genossenschaftliche Rechenzentrale unter die Lupe zu nehmen (s. PLATOW v. 24.10.). Diesen Weg hatte die Behörde zuvor auch bei der u.a. für viele Landesbanken zuständigen öffentlich-rechtlichen FI-TS gewählt.

Der Prüfungsbericht liegt jetzt vor und ist alles andere als erfreulich ausgefallen. Nach unseren Informationen spricht die Aufsicht bei Fiducia GAD von extremen Mängeln. Dabei geht es nicht nur um instabile IT-Systeme oder Geldautomaten, die kein Geld ausspucken. Im Fokus steht vor allem die IT Sicherheit. So gibt es Kritik u.a. am so genannten Berichtigungsmanagement, wo die aufsichtsrechtlichen Anforderungen besonders streng sind. Offenbar können Mitarbeiter der Rechenzentrale auf Kundendaten zugreifen, für die sie gar keine Berechtigung haben.

Nach mehreren Gesprächsrunden zwischen BaFin und Fiducia GAD, die noch nicht abgeschlossen sind, zeichnet sich ab, dass die Rechenzentrale eine längere Frist erhalten wird, um das Sicherheitsniveau zu verbessern. Über die Fortschritte dabei hat Fiducia GAD die Aufsicht, den BVR und den eigenen Aufsichtsrat regelmäßig zu informieren. Auf die Kunden werden dem Vernehmen nach höhere IT-Kosten zukommen. Preisverhandlungen werden nicht lange auf sich warten lassen und den IT-Frust bei Volks- und Raiffeisenbanken weiter steigern. Da viele Mängel ihre Ursache in der Vergangenheit haben, erscheinen auch die angekündigten Abschiede von Vorstandschef Klaus-Peter Bruns und Entwicklungsvorstand Carsten Pfläging plötzlich in ganz neuem Licht.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse