Fondshäuser suchen händeringend Nachhaltigkeitsexperten
Doch der Aufbau reiner Nachhaltigkeits-Teams, gebündelt in eigenständigen Abteilungen, hat sich erst seit dem vergangenen Jahr so richtig etabliert. Dieser Prozess ist längst nicht abgeschlossen. Die Herangehensweisen der Fondshäuser ist unterschiedlich, das Ziel ist aber bei allen das Gleiche: Schon bald muss jeder einzelne Fondsmanager im Investmentprozess sämtliche Nachhaltigkeitskriterien sowie ESG-Kennzahlen berücksichtigen. Das hat eine PLATOW-Recherche bei den vier größten deutschen Fondsgesellschaften ergeben.
Das mit Abstand größte Team an reinen ESG-Experten hat demnach Allianz Global Investors. Inkl. Allianz Capital Partners, dem Investment-Manager für alternative Anlageformen, beschäftigt die Allianz-Fondstochter über 60 Nachhaltigkeitsexperten. Bei der Sparkassen-Tochter Deka Investment sind es 18, wobei derzeit noch zwei ESG-Analysten-Stellen ausgeschrieben sind. Bei der genossenschaftlichen Union Investment arbeiten derzeit zwölf Nachhaltigkeitsspezialisten. Im nächsten Jahr sollen es dann 16 werden, wie uns Henrik Pontzen, Leiter ESG im Portfoliomanagement, verrät.
Lediglich die Deutsche Bank-Tochter DWS tut sich schwer damit, eine konkrete Zahl zu nennen, weil die Gesellschaft diese „als nicht besonders aussagekräftig“ ansieht. Die DWS habe sich bewusst für einen globalen ESG-Integrationsansatz entschieden, der nur wenige reine Nachhaltigkeitsexperten benötigt, heißt es. Neues ESG-Fachpersonal wird bei der DWS auch intern rekrutiert. Im Zuge des Umbaus der Deutschen Bank und des beabsichtigten Stellenabbaus soll das gelingen. Allerdings hat die Bank erst kürzlich mit Jan Rabe ihren Leiter ESG-Research verloren. Der Manager ist jetzt zusammen mit Daniel Sailer Leiter des Sustainable Investment Office bei Metzler Asset Management.
Wie lange die ESG-Etablierung im Portfoliomanagement genau dauern wird, hängt sehr stark vom Umfang der künftigen Regulatorik ab. „Das zur Umsetzung benötigte Fachpersonal wird nicht ewig steigen“, ist sich Union Investment-Vorstand Alexander Schindler sicher. Jedenfalls so lange, bis die ESG-Integration im gesamten Investmentprozess erfolgt und in den Köpfen der Fondsmanager dauerhaft verankert ist.