Hartmut Retzlaff – Wie der Ex-Stada-Chef an seinem Comeback arbeitet
Doch offensichtlich hat sich in den vielen Jahren des gemeinsamen Regiments von Retzlaff und Abend bei Stada viel schmutzige Wäsche auf beiden Seiten angesammelt. Kurz vor der entscheidenden HV am 26.8. erschien es jedoch sowohl Abend als auch Retzlaff wohl ratsam, auf eine offene Schlammschlacht zu verzichten und sich auf einen bizarren Kompromiss zu einigen. Retzlaff verkündete zwar seinen sofortigen Rückzug aus dem Stada-Vorstand, konnte aber mit tatkräftiger Unterstützung seiner Anwälte von der Münchener Kanzlei Bub, Gauweiler & Partner, die schon für Leo Kirch in zahllosen Prozessen gegen die Deutsche Bank als Büchsenspanner aktiv war, einen Beratervertrag für die Expansion von Stada in Vietnam herausschlagen. Dabei dürfte es Retzlaff vor allem um das Signal gegangen sein, dass er bei Stada auch weiterhin zumindest mit einem Bein an Bord bleibt.
Denn hinter den Kulissen werkelt der von seinen gesundheitlichen Beschwerden weitgehend genesene Retzlaff längst daran, auf seinen alten Posten als Stada-Chef zurückzukehren, sollte es Active Ownership tatsächlich gelingen, den von Abend geführten Aufsichtsrat komplett auszutauschen und anschließend auch Interimschef Matthias Wiedenfels von seinem Posten zu entfernen. In seiner Abschiedsmail an den Aufsichtsrat hat Retzlaff schon einmal anklingen lassen, dass bei Stada jetzt „erprobte Manager“ gefragt seien. Damit dürfte Retzlaff vor allem sich selbst gemeint haben. Wie zu hören ist, soll Retzlaff denn auch bereits bei Active Ownership in eigener Sache vorgefühlt haben. Wie es heißt, soll der Stada-Großaktionär für eine mögliche Rückkehr Retzlaffs durchaus offen sein. Ob die Aktivisten bei einem HV-Durchmarsch tatsächlich den alten Fahrensmann Retzlaff zurück auf die Stada-Kommandobrücke holen, bleibt indes abzuwarten.