Hessen lässt bei Deutschland-Rente nicht locker
„So erfreulich die aktuelle Rentenerhöhung für die Betroffenen auch ist, verdeckt sie die demografischen Herausforderungen“, sagte Hessens Finanzminister Michael Boddenberg am Mittwoch im Landtag. Am drängenden Reformbedarf ändert die turnusgemäße Anpassung, übrigens die höchste Steigerung seit der Jahrtausendwende, jedoch nichts. Mit dem Konzept der Deutschland-Rente, die eine private kapitalgedeckte Altersvorsorge vorsieht, bringt sich vor allem die hessische CDU schon seit fünf Jahren in die Berliner Rentenpolitik ein, ohne allerdings Gehör zu finden. Die Ampel hat im Koalitionsvertrag eine Aktienrente innerhalb der gesetzlichen Rentenversicherung angekündigt. In ihrem kürzlich vorgestellten Haushaltsentwurf 2022 fehlt jedoch das dazu vorgesehene Startkapital. „Dies bereitet uns große Sorge“, so Boddenberg.
Deutlich vorbereiteter ist hingegen die Finanzwirtschaft und schwenkt in der privaten Altersvorsorge auf flexible Zinsmodelle um. Innerhalb der Assekuranz etwa vertreiben nur noch zwölf Anbieter klassische Lebensversicherungen. Mit der Absenkung des Höchstrechnungszinses zum 1.1. dieses Jahres auf nunmehr 0,25% scheint die Zeit dieser Old-School-Police endgültig abgelaufen. Zudem sind die Altbestände zahlreicher Versicherer aufgrund des noch hohen Garantiezinses sehr teuer, weshalb sie sich peu à peu von ihnen trennen. Aktuell wollen Zurich und Axa ihre Altbestände mit hoher Verzinsung an Abwickler weitergeben.
Auch die Fondswirtschaft hat reagiert und pusht mittlerweile wieder die 2005 eingeführte Basisrente (auch als Rürup-Rente bekannt). Um die Aktienkultur zu stärken, wünscht sich DWS-Vorsorgeexperte Sebastian Mentel ein „bedachtes, aber auch beherztes Vorgehen“, wie er uns sagt. Ziel müsse es sein, eine generationengerechte Vorsorge einzuführen, die kapitalgedeckt organisiert wird und das bewährte Drei-Säulen-Modell fit für die Zukunft mache.