IPOs – Wann kommt die Wende?
So gab es in Deutschland im Q2 keinen einzigen Börsenneuzugang, obwohl gleichzeitig die Anzahl der europäischen IPOs lt. „EY IPO Barometer“ um 10% auf 69 stieg. Das Emissionsvolumen der europäischen IPOs verdreifachte sich und lag im Q2 mit 9 Mrd. Dollar sogar auf US-Niveau, während China leicht zurückfiel.
Wir fragen Experten: Kann Deutschland aufholen? „Mit den beiden Prime Standard IPOs von Renk und Douglas war die IPO-Aktivität in Deutschland im ersten Halbjahr deutlich verhaltener, als ursprünglich erwartet“, analysiert Christian Eiteneyer, Head of Corporate Finance Advisory bei der Commerzbank, ggü. PLATOW. Ursächlich dafür seien Bewertungsdiskrepanzen zwischen Emittenten bzw. Eigentümern und Investoren. „Wir rechnen mit einer Belebung des IPO-Umfeldes ab September 2024, wenn auch auf recht zurückhaltendem Niveau, wobei wenige, qualitativ hochwertige Mid-/ Large Cap Unternehmen im Fokus stehen werden.“ In Summe erwartet Eiteneyer „etwa 5 weitere IPOs bis Jahresende in Deutschland“. Mit Blick auf 2025 sollte sich die Emissionstätigkeit „weiter normalisieren“.
In einem Punkt abweichend analysiert Ralf Darpe, Managing Director bei Société Générale, die Lage: „Für Deutschland und Europa erwarten wir in der zweiten Jahreshälfte speziell im September und Oktober wieder einiges an Aktivität.“ Darpe schränkt aber ein: „Wir sehen speziell bei möglichen Private Equity getriebenen IPOs, dass der Verkauf über den M&A-Markt durch die auflebenden Finanzierungsmöglichkeiten wieder eine valide Alternative darstellt.“ Das dürfte die Zahl an IPOs beeinflussen.
Deutlich pessimistischer blickt Christian Reindl, Fondsmanager bei Union Investment, auf den Markt: „Generell ist das Sentiment am deutschen Aktienmarkt für Börsengänge aktuell nicht besonders gut.“ Anders als etwa in Skandinavien gäbe es hierzulande kaum Retail-Investoren, zudem habe Deutschland mit IPOs bislang eher gemischte Erfahrungen gemacht. „Der schwache Börsenstart von Douglas hat sicher auch nicht geholfen“, ergänzt der Experte. Es bleibt die Frage: Wer traut sich in Deutschland als nächstes? mv