Rohstoffe

Keine Entwarnung beim Gaspreis

Ist das Ärgste schon vorbei? Statt knapp 350 Euro/MWh kostet Erdgas an der niederländischen Terminbörse aktuell um die 200 Euro. Immer noch weit mehr als in den Vorjahren, erst im Dezember 2021 kletterte der Gaspreis dauerhaft über 50 Euro. Trotzdem geben die ersten Stimmen schon Entwarnung. Die Abschaltung der Nordstream 1-Pipeline sei inzwischen eingepreist, für LNG-Ersatz müsse man nicht mehr jeden Preis bezahlen, und am Ende werde alles nicht so schlimm.

Dabei ist das Phänomen nicht ganz unbekannt. Auch in früheren Jahren sackte der Gaspreis gerne einmal ab, wenn die Speicher vor Oktober schon recht voll waren – um nach den ersten kalten Tagen wieder rapide in die Höhe zu klettern. Dora Borbély, Rohstoffexpertin bei der DekaBank, sieht den Rekordwert zwar als „kurzfristige Übertreibung“, rechnet aber dennoch nicht mit einem dauerhaften Preisrückgang. Die Kapazitäten für LNG-Lieferungen seien „derzeit zu gering, um die russischen Erdgaslieferungen ausgleichen zu können“, damit blieben die Preise zwangsläufig auf hohem Niveau. Dauerhaft entspannen könne sich die Lage erst, wenn die Infrastruktur für LNG oder andere Energieträger stehe.

Immerhin: „Die Politik hat es geschafft, die Märkte zu beruhigen, Anker zu setzen und die Volatilität zu begrenzen. Das ist ein gutes Zeichen“, resümiert Thomas Benedix, Rohstoffexperte bei Union Investment. Der kritische Punkt bleibt allerdings ganz einfach das Wetter. Mangels langfristiger Verträge konkurrieren die EU-Länder mit anderen Abnehmern, v. a. in Asien, um begrenzte verfügbare LNG-Mengen. Entsprechend stark dürften die Preise schwanken. Allen Fortschritten zum Trotz, appelliert Benedix, dürfe man darum „bloß nicht nachlassen bei der Bemühung, Gas einzusparen“.

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