Asset Management

Krebsforscher Wiestler: Jeder zweite Patient kann geheilt werden

"

Das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg genießt Weltruf. Seit 2004 wird es von Otmar D. Wiestler geführt, einer medizinischen Koryphäe wie schon der Vorgänger, Harald zur Hausen, der für seine Erfolge bei der Prävention von Gebärmutterhalskrebs 2008 den Medizin-Nobelpreis nach Deutschland holte. Das dkfz braucht qualitative Vergleiche mit seinem US-Pendant, dem National Cancer Institute, denn auch nicht zu scheuen. Quantitativ liegen zwischen beiden Einrichtungen allerdings Welten.

"

Während dem dkfz für seine Forschungen jährlich ca. 200 Mio. Euro zur Verfügung stehen, kann das NCI mit mehr als dem Zehnfachen kalkulieren. Wiestler wünscht sich nach amerikanischem Vorbild mehr privates Geld für sein als Stiftung des öffentlichen Rechts geführtes Institut. Derzeit steuern nämlich immer noch der Bund und das Land Baden-Württemberg mit 140 Mio. Euro rund zwei Drittel der Gelder bei. Das restliche Drittel kommt aus dritter Hand, wie etwa der Deutschen Krebshilfe oder der Hertie-Stiftung. Bisher nur ein geringer Teil fließt aus Nachlässen oder privaten Spenden. Wiestler hofft auf mehr Persönlichkeiten vom Schlage eines Dietmar Hopp (SAP), Albrecht Hornbach (Hornbach Holding) oder Manfred Lautenschläger (MLP), die schon viel für das dkfz und andere Projekte der Medizin getan hätten.

Das Engagement noch mehr privater Spender würde sich lohnen, denn die Erfolge der Krebsforschung und -therapie gerade in Heidelberg sind gewaltig. Wiestler, der die Think Tanks der Medizin auf der ganzen Welt kennt, gerät beim Blick auf seine Einrichtung trotzdem ins Schwärmen. Forschung und deren Umsetzung in der Praxis liegen in den eindrucksvollen Gebäudekomplexen auf dem „Neuenheimer Feld“ sozusagen Tür an Tür, befruchten sich gegenseitig und sorgen für stetigen Fortschritt. Seit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat die Medizin im engen Schulterschluss mit der Pharmaindustrie dem Krebs erfolgreich den Kampf angesagt, denn, so Wiestler, jede Krebserkrankung beruhe auf Veränderungen des Erbguts, im Laufe des Lebens durch die Umstände erworbene oder von den Eltern und Großeltern ererbte. Jeder zweite Krebspatient sei schon heute heilbar. Schon in Kürze werde es mit sehr zielgenau wirkenden Medikamenten für die Patienten bis auf wenige Ausnahmen möglich sein, ähnlich wie bei Aids weiter zu leben. Von solchen Erfolgen sei die Medizin bei einer weiteren „Menschheitsseuche“, Alzheimer, meilenweit entfernt. Wiestler versteht deshalb nicht, weshalb die Tabuisierung von Krebs immer noch so groß sei und Krebs bei den Menschen den größten Schrecken verbreite.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse