„Langfristig führt nur Globalisierung zum Erfolg“
In jeder Krise steckt auch eine Chance. So bescherte die Finanzkrise zwar vielen auf das Transaktionsgeschäft ausgerichteten Kanzleien herbe Umsatzeinbrüche, legte aber auch die Basis für neues Wachstum. Auch bei Ashurst findet eine Fokussierung auf Kernbereiche statt, neue Beratungsansätze werden gesucht und eine neue Kooperation wird geschmiedet. Wir haben mit Peter Junghänel, Managing Partner bei Ashurst Deutschland, über Expansionsstrategien, neue Herausforderungen und die schwer umzusetzende Work-Life-Balance im Anwaltsberuf gesprochen.
In jeder Krise steckt auch eine Chance. So bescherte die Finanzkrise zwar vielen auf das Transaktionsgeschäft ausgerichteten Kanzleien herbe Umsatzeinbrüche, legte aber auch die Basis für neues Wachstum. Auch bei Ashurst findet eine Fokussierung auf Kernbereiche statt, neue Beratungsansätze werden gesucht und eine neue Kooperation wird geschmiedet. Wir haben mit Peter Junghänel, Managing Partner bei Ashurst Deutschland, über Expansionsstrategien, neue Herausforderungen und die schwer umzusetzende Work-Life-Balance im Anwaltsberuf gesprochen.
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Herr Junghänel, Sie verantworten seit 2009 als Managing Partner das operative Geschäft von Ashurst in Deutschland. Welchen Kurs fährt die Kanzlei unter Ihrem Kommando?
Ashurst hat sich insgesamt dazu entschlossen, globaler zu werden. Das betrifft uns natürlich auch in Deutschland. Weltweit ist Ashurst schon sehr stark in Europa und Amerika sowie in Asien vertreten. Wir glauben aber, dass eine Kanzlei in Zukunft einen globalisierten Ansatz braucht, um auch langfristig im Konzert der großen Player mitspielen zu können. Ein Grund ist die signifikante Verschiebung der wichtigen Märkte, weg von Europa und Nordamerika, hin nach Asien, dem Mittleren Osten sowie – ganz weit in die Zukunft gedacht – auch nach Afrika. Zum anderen ändert sich auch das Nachfrageverhalten unserer Mandanten. Es gibt heute kaum noch einen Mittelständler, der nicht auch im Ausland vertreten ist. Und diese Mandanten wollen bei Transaktionen in China ebenso beraten werden wie bei Zukäufen in Deutschland.
Um zu expandieren, sucht Ashurst gezielt nach Kooperationspartnern in noch nicht besetzten Märkten mit der Option einer späteren Fusion. Jüngstes Beispiel ist der Zusammenschluss mit der australischen Kanzlei Blake Dawson. Warum fiel die Wahl auf die Australier?
Wir sind nicht so groß, dass wir von heute auf morgen den gesamten Globus abdecken könnten. Zumal eine solche Strategie auch mit astronomisch hohen Investitionskosten verbunden wäre. Also suchen wir nach Partnern, die in ihren jeweiligen Regionen zu den Top-Kanzleien gehören und von der strategischen Ausrichtung her zu uns passen. Mit Blake Dawson, die im asiatischen Raum sehr stark sind, haben wir bereits seit langem zusammengearbeitet. Ende 2010 entstand dann die Idee einer tiefergehenden Kooperation, der entsprechende Vertrag wurde im Sommer 2011 unterzeichnet. Auch Blake Dawson glaubt daran, nur als global aufgestellte Kanzlei langfristig erfolgreich sein zu können und erreicht durch uns eine stärkere Präsenz in Europa. Ab März werden wir bereits unter einem gemeinsamen Markennamen auftreten, Blake Dawson wird dann unter Ashurst Australia firmieren. Wenn die Fusion 2014 abgeschlossen ist, werden wir in etwa doppelt so groß wie jetzt und in fast allen Regionen der Welt vertreten sein.
Kommen wir zurück nach Deutschland: Wo sehen Sie hier die größten Herausforderungen?
Ich denke, die Folgen der Schuldenkrise in Europa gehören mit zu den größten Herausforderungen. In der Bankenlandschaft sehen wir momentan fundamentale Umwälzungen, die uns sicher noch einige Jahre beschäftigten werden. Daneben wird es – wenn auch auf einem niedrigeren Niveau – weiterhin das normale Transaktionsgeschäft geben. Wir als Transaktionskanzlei, die besonders im Bereich Finance unterwegs ist, müssen uns diesen veränderten Rahmenbedingungen anpassen. Auch wir mussten während der Finanzmarktkrise Federn lassen, haben unsere Umsatzrückgänge aber mittlerweile kompensiert und befinden uns wieder auf Vorkrisenniveau. Wir haben uns in gewisser Weise aber auch neu aufgestellt. So wollen wir neben unseren Kerngeschäftsfeldern Corporate/M&A/Private Equity, Loan Markets, Strukturierte Finanzierungen und Immobilien z. B. auch in den Bereichen Restrukturierungen, Infrastruktur und Energie wachsen.
Wachstum stützt sich auch auf engagiertes Personal. Was tun Sie, um als Kanzlei ein attraktiver Arbeitgeber zu sein, gerade auch für den juristischen Nachwuchs?
Wir stellen pro Jahr rund zehn junge Anwälte ein und haben bisher auch keine Schwierigkeit, gute und motivierte Juristen zu finden, die nach vorne wollen. Was wir aber schon sehen, ist ein gewisser Sättigungseffekt. Der Rechtsmarkt wächst nicht mehr so dynamisch wie das noch vor zehn, zwanzig Jahren der Fall war. Nur noch wenige Associates, die heute anfangen, werden auch zum Partner ernannt. Da stellen sich schon viele die Frage, ob sich die Anstrengung, die solch ein Job mit sich bringt, auch lohnt. Natürlich bieten auch wir unseren Mitarbeitern die Möglichkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass das nicht immer einfach umzusetzen ist.
Viele Kanzleien werben beim Nachwuchs doch gezielt mit flexiblen Arbeitszeitmodellen.
Was ja auch grundsätzlich nicht verkehrt ist. Ich denke aber, man muss ehrlich mit den Leuten sein. Der Anwaltsberuf eignet sich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf nur bedingt. Deshalb sagen wir in Vorstellungsgesprächen auch ganz offen: Wer bei uns anfangen will, darf das nicht mit angezogener Handbremse tun.
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