Immobilieninvestments

Münchner KanAm-Gruppe legt keine Fonds mehr auf

Die Erfolge der Münchner KanAm-Gruppe liegen in der Vergangenheit. PLATOW hat vom nahenden Ende des einstigen Immobilienfondsriesen erfahren.

Katharina Müller,
Vogelbild des Shoppingcenters Grapevine Mills in Texas.
Grapevine Mills: Texanisches Shoppingcenter und Investitionsobjekt mehrerer geschlossener KanAm Immobilienfonds. © Wikimedia

Dreistellige Millionenbeträge sammelte die Münchner KanAm-Gruppe in den 1980ern bis in die frühen 2000er teilweise pro Fonds ein. Ende 2021 verwaltete die Gruppe nach eigenen Angaben immerhin noch 1,9 Mrd. Euro in geschlossenen Immobilienfonds.

KanAm hofft auf geräuschloses Ende

Doch jetzt heißt es: Noch sieben Fonds auslaufen lassen, dann ist Schluss. Der einstige Riese KanAm, spezialisiert auf geschlossene Immobilienfonds mit USA-Fokus, wird keine neuen Fonds mehr auflegen. Das teilte uns eine Sprecherin mit. Die bestehenden Fonds lasse man über die nächsten fünf bis zehn Jahre noch laufen.

Eine medienwirksame Abwicklung der Fonds wie damals bei dem offenen Publikumsfonds „KanAm Grundinvest“ will man offenbar vermeiden. Sobald „eine Abwicklung einzelner Immobilienfonds im Raum stehen sollte“, würden „langjährige Vertriebspartner“ und Investoren „direkt darüber informiert werden“, teilt Sarwenaz Tepel, Prokuristin der KanAm International GmbH, gegenüber PLATOW schriftlich mit. Die Fonds würden „seit Jahren in unverändertem Umfang“ verwaltet werden.

Uns allerdings informiert man nur sehr spärlich und ignoriert einen Großteil unserer Fragen, wahrscheinlich in der Hoffnung auf ein leises Verschwinden. Dazu, warum schon seit vielen Jahren keine Fonds mehr aufgelegt werden, äußerte sich Tepel beispielsweise nicht.

Anleger haben Interesse und Vertrauen verloren

Ein Grund dürfte sein, dass Shopping- und Entertainment-Center auch in den USA ihre besten Zeiten hinter sich haben. Denn genau dort sind die sechs noch laufenden geschlossenen USA-Fonds ausschließlich investiert. Betreiber aller Immobilien ist Mills.

In den 1980ern und 1990ern lief das Geschäft hervorragend. Ein Großteil der bereits aufgelösten Fonds schüttete weit über 200% aus. An der Spitze mit schwindelerregenden 588% steht der „KanAm USA VI“.

Die noch laufenden Fonds sind hingegen weit entfernt von den hohen Ausschüttungen der Vergangenheit. Auf Platz 1 steht hier der „KanAm USA XV“, der seit seiner Platzierung im Jahr 1997 kumuliert 262% ausschüttete. Das ist mittelmäßig im Vergleich mit vergangenen Werten. Schlusslicht ist der 2002 platzierte „KanAm USA XX“ mit 66% (Stand Anfang 2024).

Am Zweitmarkt sind die Fonds entsprechend unbeliebt. Dort stand der Kurs des XX-Fonds Mitte Oktober bei gerade einmal 14,5%. Und selbst der XV-Fonds wurde – zuletzt im Mai – für gerade einmal 52% gehandelt. Die hohen Abschläge demonstrieren, dass das Vertrauen und Interesse der Anleger verschwunden sind.

Im Mittelpunkt: Dietrich von Boetticher

Das schleichende Ende der Münchner KanAm-Gruppe zeigt sich auch in den Geschäftsberichten. Oberstes Mutterunternehmen ist die KanAm GmbH & Co. KG, die für 2023 einen Jahresfehlbetrag von 6,3 Mio. Euro ausweist. Grund sind laut Jahresabschlussbericht „außerplanmäßige Abschreibungen auf Finanzanlagen“. Details dazu will man uns auch auf Anfrage nicht mitteilen.

Zählt man alle Mitarbeiter zusammen, die in den für 2023 veröffentlichten Geschäftsberichten der Gruppe genannt werden, kommt man auf 13. Und wer genauer hinschaut, entdeckt noch einen Grund für den Rückzug: Im Mittelpunkt aller Unternehmen steht Dietrich von Boetticher, Kommanditist der KanAm GmbH & Co KG und gleichzeitiger Geschäftsführer zahlreicher Töchter. Boetticher hat die 80 bereits überschritten und die ebenfalls eng mit von Boetticher verbundene von-der-Heydt-Gruppe ist bereits vom Markt verschwunden, wie PLATOW vor wenigen Tagen berichtete.

Long live KanAm

Das Ende von KanAm bedeutet aber nicht das Ende von KanAm. Denn die fast gleichnamige Frankfurter KanAm Grund Group ist „in keinerlei Hinsicht“ betroffen, wie uns eine Sprecherin mitteilt. Das Unternehmen ist „operativ und strategisch vollständig unabhängig“ von der KanAm-Gruppe in München. Im Aufsichtsrat allerdings trifft man auf bekannte Namen: Vorsitzender ist Dietrich von Boetticher.

Auch hier lief es nicht immer rund: Der „Leading Cities Invest“ erzielte herbe Verluste. Der offene Immobilienfonds rutschte 2024 um 17% ab, nachdem er schon 2023 fast 10% an Wert verloren hatte.

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