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Oddo greift nach Bankhaus Lampe

Gut drei Jahre nach der Übernahme der BHF-Bank steht Philippe Oddo vor seinem nächsten großen Coup in Deutschland. Nach unseren Informationen ist der umtriebige Franzose der Favorit für den Zuschlag beim Bankhaus Lampe.

Der Deal, der ein Volumen von rd. 200 Mio. bis 300 Mio. Euro haben dürfte, könnte bereits in wenigen Wochen stehen, heißt es. Insgesamt soll es drei bis vier Interessenten für die zum Oetker-Reich gehörende Traditionsbank geben, darunter auch Bethmann. Die Tochter von ABN Amro wollte auf Nachfrage keinen Kommentar abgeben, Oddo BHF war nicht erreichbar.

Dass sich die BHF-Bank und Lampe gut ergänzen, hatte bereits KKR entdeckt. Der Private Equity-Investor soll vor dem BHF-Verkauf 2016 an Oddo versucht haben, beide Häuser gemeinsam zu übernehmen. Im Wealth Management, einem der wenigen lukrativen Segmente des Banking, ist die Skalierbarkeit von Erträgen wichtig und in diesem Fall möglich. Im Asset Management bekäme Oddo BHF mit den 19 Mrd. Euro AuM der Lampebank eine noch größere Bedeutung.

Oddos großes Plus gegenüber anderen Bietern ist, dass der „Patron“ als Eigentümer des Finanzkonzerns Oddo & Cie. die Sprache von Familienunternehmern spricht. Bereits beim Kauf der BHF-Bank sorgte sein guter Draht zu Stefan Quandt am Ende für den Durchbruch. Auch jetzt soll Oddo für die Oetkers ein interessantes Paket geschnürt haben, das über den reinen Kaufpreis hinausgeht. Seine Kontakte in Frankreich zu potenziellen Kooperationspartnern oder Investitionszielen für den Lebensmittel-Clan, der die 3,7 Mrd. Euro aus dem Verkauf von Hamburg Süd vor zwei Jahren großteils noch nicht wieder investiert hat, sind für Oetker goldwert.

Wie Sie exklusiv bei uns lesen konnten, erwägen die Bielefelder den Verkauf ihrer Bank nicht aus finanzieller Not (s. PLATOW v. 18.9.). Zwar hatte Lampe in den vergangenen Jahren Probleme. Seit dem Führungswechsel von Stephan Schüller zu Klemens Breuer in 2018 wendet sich das Blatt aber wieder. Oetker-Chef Albert Christmann geht es vielmehr um die Frage, ob das Bankgeschäft angesichts regulatorischer Risiken und schmelzender Erträge in Zukunft überhaupt noch interessant ist. Solange August Oetker als ältester Spross des 2007 verstorbenen Patriarchen Richard August Oetker noch im Amt war, galt die Bank als sakrosankt. Nach seinem Ausscheiden aus dem bei Oetker tonangebenden Beirat Anfang des Jahres hat sich viel geändert und Christmann nutzt die Gelegenheit, Impulse zu setzen.

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