Private Equity verliert an Glanz
Eines der größten Rätsel, die sich um die Private Equity-Branche ranken, betrifft die Portfolio-Bewertungen. Wenn die Börsen landauf, landab deutlich zweistellige Kursverluste im bisherigen Jahresverlauf melden, wie kommt es dann, dass die Wertberichtigungen der PEs bisher so gering ausfallen?
Dass sich das Bild allmählich eintrübt, zeigen immerhin die ersten Zahlen für die globale Q2-Performance der PE-Fonds, die der Datenanbieter PitchBook zusammengetragen hat. Demnach war die Durchschnittsrendite der PEs im zweiten Quartal deutlich negativ, erstmals seit dem kurzen, aber heftigen Corona-Einbruch im Q1 2020, dem zehn Jahre mit fast durchweg positiven Renditen vorangegangen waren.
Der reine Durchschnittswert täuscht allerdings noch darüber hinweg, dass die Schere zwischen den stärksten und den schwächsten Fonds deutlich weiter aufging als in den Vorjahren. An vorhandenen Mitteln fehlt es dafür nach wie vor nicht. In den USA gab es im bisherigen Jahresverlauf denn auch nach wie vor zahlreiche Akquisitionen durch PE-Gesellschaften. Anders sah es bei den Exits aus, woran v. a. die fast komplett weggebrochenen Börsengänge Schuld sind.
Restrukturierungsexperten erwarten unterdessen, dass die Finanzakrobatik mancher PEs früher oder später realwirtschaftliche Folgen nach sich zieht. Wenn es schlecht läuft, treffen dann fällige Refinanzierungen der üppigen Akquisitionskredite auf schrumpfende Umsätze der Portfoliogesellschaften. Bis die ersten Unternehmen diese Schuldenlast nicht mehr tragen können, wäre bei weiter steigendem Zinsniveau wohl nur eine Frage der Zeit.