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Rüstung und Nachhaltigkeit – DWS macht Ernst mit Zeitenwende

Seit Dezember können deutsche Banken und Fondshäuser Rüstungstitel in ihre nachhaltigen Finanzprodukte stecken, darauf haben sich gleich drei Verbände geeinigt. Die DWS ändert als eine der ersten ihre Anlagekriterien.

Jan Schulte,
Logo der DWS-Group
Logo der DWS-Group © AdobeStock

Seit Mitte Dezember können deutsche Banken und Fondshäuser die Rüstungsindustrie in ihre nachhaltigen Finanzprodukte aufnehmen. Bei der DWS hat die Zeitenwende bereits begonnen. Aktiv verwaltete ESG-Fonds in Europa, die mit dem DWS-Basic-Exclusions-Filter arbeiten, könnten künftig in die Rüstungsindustrie und auch in Nuklearwaffen investieren, bestätigt die Fondsgesellschaft auf PLATOW-Anfrage. Für die anderen aktiv gemanagten ESG-Fonds, die sich an den DWS-Investment-Standard-Filter halten, bleiben Ausschlusskriterien für die Rüstungsindustrie bestehen.

Möglich macht die Aufnahme der Rüstungsindustrie in nachhaltige Produkte eine Überarbeitung des ESG-Zielmarktkonzepts der drei Verbände BVI, Deutsche Kreditwirtschaft und Bundesverband für strukturierte Wertpapiere (BSW). Darin hat die Branche bestimmt, was nachhaltige Finanzprodukte in Deutschland im Einklang mit der EU-Regulatorik enthalten dürfen und was nicht. Bis zum 13.12.2024 waren demnach Investitionen in Rüstungsgüter ausgeschlossen, wenn diese mehr als 10% des Umsatzes eines Unternehmens ausmachten.

Für die Überarbeitung habe es gleich zwei Treiber gegeben, heißt es aus der Fondsbranche. Die Politik fordere von der Finanzindustrie, sich zu öffnen. Und die europäische Finanzmarktaufsicht ESMA schließe Rüstungsfirmen in nachhaltigen Fonds ebenfalls nicht aus. Beides ist korrekt. Wer sich durch die Dokumente der EU-Kommission wühlt, findet die Formulierung, dass die Rüstungsindustrie essenziell für die Sicherheit der EU sei und daher als sozial nachhaltig angesehen werde.

Dabei sind schon ein paar Verbiegungen nötig, um Waffen als nachhaltig anzusehen. Klar, können sie dazu beitragen, ein Land wie die Ukraine gegen Angriffe zu verteidigen. Aber um Menschenleben zu retten, werden andere Leben genommen und überhaupt müsste noch sichergestellt werden, dass Waffen nicht in falsche Hände geraten. Dass Waffen ökologisch nicht nachhaltig sind, dürfte indes klar sein. Aber darf dann überhaupt der eine Nachhaltigkeitsfaktor den anderen ausstechen? Die EU selbst setzt dafür in ihrer Umwelttaxonomie Hürden. Dort gilt etwas nur als ökologisch nachhaltig, wenn soziale Mindeststandards geachtet werden.

Andere große Fondshäuser und Banken schließen Rüstung bei nachhaltigen Produkten (noch) aus. Von Union Investment wurde gar eine eigene Internetseite geschaltet, die erklärt, warum das Haus Waffen nicht als nachhaltig ansieht. Die Commerzbank sagt uns: „Bei nachhaltigen Anlageprodukten schließen wir bei Aktien und Renten Produzenten von Waffen jeweils ab einem Umsatzanteil von mehr als 0% aus.” Bei der Jagd nach Rendite, der sich kein Investor so ganz verschließen will, ist die Sache klar. Wer einen Bogen um Rheinmetall machte, dem sind in zwölf Monaten über 100% Kursgewinn entgangen. Bei RTX, dem nach Lockheed Martin zweitgrößten Rüstungskonzern der Welt, sind es gut 50%.

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