Schattenbanken – EZB schwingt Regulierungskeule
Inzwischen steht der Sektor sogar für die Hälfte der weltweit verwalteten Assets – Trend steigend. Schieflagen großer Player wie Blackrock (zweifaches deutsches BIP) könnten aufgrund der großen wirtschaftlichen Vernetzung daher Sogwirkung entfalten. Dass Schattenbanken beim aktuellen Bankenbeben eher Beobachter statt Akteure waren, gerät da schnell ins Hintertreffen.
Die „FAZ“ forderte denn auch die Einstufung der Schattenbanken, also sog. „Nicht-Bank-Finanzintermediäre“ wie Hedgefonds, Geldmarktfonds und Family-Offices, als systemrelevant. Völlig im Dunkeln tappen die Währungshüter der EZB bei den im Schatten agierenden Finanzakteuren aber keinesfalls. Denn als „NBNI G-SIFI“ (Nicht-Bank/Nicht-Versicherer global systemrelevante Finanzinstitute) sind Schattenbanken seit 2017 als systemrelevant klassifiziert. Jeweils eigene EU-Verordnungen wie die Verordnung (EU) 2017/1131 über Geldmarktfonds bauen u. a. auf der Richtlinie 2009/65/EG des EU-Parlaments und EU-Rates auf. So eng wie das Regelkorsett für traditionelle Banken sind die Verordnung aber auf keinen Fall gestrickt.
Wie wir aus Kreisen der ESMA erfahren, sind noch Verbesserungen der EU-Geldmarktfondsregulierung von Nöten, um die Resilienz von Geldmarktfonds zu erhöhen. EZB-Vize Luis de Guindos betonte jüngst zudem den Nutzen der Schattenbanken für die Realwirtschaft (risikoreiche Aktiva wurden zur Finanzkrise 2008 ausgelagert und höhere Renditen eingefahren), doch er unterstrich gleichzeitig auch die immensen Risiken. Nicht nur müsse das Liquiditäts-Missmatch reduziert werden.
Für Investments in illiquide Vermögenswerte wie Immobilien oder private Schuldtitel fordert er auch angemessene Rücknahmefristen. Damit reagiert de Guindos u. a. auf den kippenden Markt für Gewerbeimmobilien in den USA (steigende Zinsen, fallende Bewertungen). Zeitgleich müssten Fonds die Kosten von Mittelabflüssen ihren Investoren auferlegen und höhere Liquiditätspuffer aufbauen.
Zudem plädiert der Währungshüter insgesamt für mehr Transparenz. Eine globale Regulierung für die finanzielle und synthetische Verschuldung von Nicht-Banken müsse daher auf den Weg gebracht werden. Da die EZB hierzu allein nicht in der Lage ist, benötigt es mindestens der Unterstützung der G20, die sich das nächste Mal am 15.11. in Bali treffen. Auf offene Ohren dürfte er zumindest nicht bei jedem stoßen. Der Finanzausschuss des britischen Unterhauses erteilte erst 2021 einer strafferen Regulierung der Finanzierung von Lieferketten (Commercial Lending), die Greensill ausnutzte, eine Absage. Im neuen Finanzstabilitätsbericht wird die EZB am Mittwoch (31.5.) Stellung beziehen. dog