Logistik

Schenker-Verkauf – Bremst der Bund?

Auffallend ruhig ist es um den Verkauf der Deutsche Bahn-Logistiktochter Schenker geworden. Dabei sollten die potenziellen Bieter bis zum 15.1. ihre Interessenbekundungen bei den Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley einreichen.

Außenansicht von einem DB Schenker Logistiklager
Außenansicht von einem DB Schenker Logistiklager © CC0

Die beiden US-Institute führen das von der Bahn mit der Abwicklung der Transaktion beauftragte Bankenkonsortium an, dem auch die Deutsche Bank angehört. Üblicherweise sickern bereits kurz nach Einsendeschluss erste Namen durch, die ihr Übernahmeinteresse hinterlegt haben. Das gilt erst recht, wenn es sich um eine derart große und öffentlichkeitswirksame Transaktion handelt wie den Schenker-Verkauf, von dem sich die Investmentbanken auch eine Initialzündung für den zuletzt eher mauen M&A-Markt erhoffen.

Doch bislang ist es erstaunlich still geblieben. Wie zu hören ist, soll sich der ursprüngliche Zeitplan für das Bietergefecht nach hinten verschoben haben. An mangelndem Investoreninteresse kann das kaum liegen. Bereits zum offiziellen Start des Verkaufsprozesses kurz vor Weihnachten kursierte eine lange Liste mit möglichen Kaufinteressenten. Neben den Schenker-Rivalen DSV, DHL/Deutsche Post und UPS sollen auch die Reedereien Maersk und MSC sowie die Finanzinvestoren Advent, Bain, Carlyle und CVC begehrliche Blicke auf die Bahn-Tochter geworfen haben. Interesse an Schenker wird indes auch Investoren aus dem Nahen Osten wie DP World und dem Abu-Dhabi-Staatsfonds ADQ nachgesagt, die über besonders tiefe Taschen verfügen.

Im Bremserhäuschen wird deshalb vor allem der Bund vermutet. Die Ampel-Regierung hat zwar ein großes Interesse daran, dass die Bahn einen möglichst hohen Verkaufspreis herausschlägt, um die Sanierung ihrer maroden Infrastruktur zu finanzieren, zugleich gilt Schenker aber als kritische Infrastruktur, die nicht in unerwünschte Hände fallen soll.

Doch das ist gar nicht so einfach. Als Staatskonzern sitzt der Bahn die EU-Kommission im Nacken, die einen „offenen und diskriminierungsfreien“ Verkaufsprozess fordert, den das Unternehmen auch zugesagt hat. Gut möglich, dass die Bundesregierung derzeit noch in Brüssel auslotet, wie die Bahn missliebige Investoren aussortieren kann, ohne gegen EU-Recht zu verstoßen. fm

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