Thyssenkrupp – Muss Kerkhoff sein Ergebnisziel kassieren?
Spannend sind vor allem zwei Themen: Wie geht es weiter mit dem Stahl nach der abgesagten Fusion mit Tata und mit dem Aufzugsgeschäft. Angeblich sind bei Thysenkrupp acht bis neun Angebote von Finanzinvestoren wie Blackstone und KKR für Elevator eingegangen. Ohne einen strategischen Investor an der Seite würde ein solcher Deal für PE-Anleger allein auf Grund der Größe des Deals (bis zu 14 Mrd. Euro) aber kaum Sinn machen, geht es doch nicht zuletzt um eine Marktbereinigung. Einzige Ausnahme sind große Infrastrukturfonds (Ardian, EQT), die auch mit niedrigeren Zielrenditen zufrieden sind.
Als strategischer Investor kommt vor allem Kone in Frage, wo die Kursentwicklung der letzten Wochen einen erfolgreichen Zukauf bereits zu unterstellen scheint. Bei Schindler wären die Synergien ebenso wie bei asiatischen Herstellern viel geringer. Bei Otis wären die Kartellauflagen zu hoch. Sehr konkret sollen die Interessensbekundungen der Strategen bisher aber noch nicht sein. Kerkhoff wird denn auch den für einen alternativ möglichen Börsengang nötigen Carve Out der Aufzugsparte weiter vorantreiben. Das dürfte noch rd. ein Jahr dauern. Bei einem IPO ließe sich indes weniger erlösen als bei einem Verkauf.
Derweil wachsen die Sorgen der Anteilseigner vor einer erneuten Gewinnwarnung. Die letzte gab es im Dezember. Im Mai nach der Absage der Stahlfusion mit Tata hatte Kerkhoff zwar bereits einen Verlust für das Gesamtjahr angekündigt, beim bereinigten EBIT aber weiter 1,1 Mrd. bis 1,2 Mrd. Euro angepeilt. Ob das noch erreicht wird, scheint jetzt fraglich. So spürt der Stahl die in den USA und inzwischen auch in Europa sinkende Preise ebenso wie die Autozuliefersparte eine Abkühlung der Automobilkonjunktur. Zudem kämpft der Anlagenbau weiterhin mit alten Problem-Aufträgen, bei denen es Abschreibungsbedarf geben soll. Kerkhoff könnte das ohnehin verkorkste Jahr dann auch gleich für weitere Bereinigungen nutzen, heißt es.